Johann Wolfgang von Goethe
Die Leiden des jungen Werther

Selbst geschaffene Liebes-Leiden eines jungen Menschen beschreibt Goethe in seinem ersten Roman, womit der damals 25jährige Autor in Deutschland und Europa berühmt wird.

Der junge Werther sieht (Char)Lotte erstmals beim Abendbrotbereiten für ihre Schwestern und Brüder. Deren Mutter ist vor Kurzem gestorben. Am Sterbebett hat Lotte versprochen, für ihre acht jüngeren Geschwister und den Vater zu sorgen.

Für Werther ist es Liebe auf den ersten Blick. Von Lottes Wesen und Äußerem entflammt er vollends, als er in den nächsten Wochen aus weiteren Gesprächen bemerkt, dass die beiden sich für Gleiches begeistern können.

Seine schwärmerisch-guten Empfindungen steigern sich bis die Verliebtheit den jungen Mann verzehrt. Erst ist ihm himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt, schließlich besessen von der fixen Idee: Ich kann nicht ohne sie leben …

Als er erfährt, dass sie ihren Verlobten Albert geheiratet hat, nährt er Gedanken, er könne Lotte besser verstehen als ihr Ehemann, stünde ihr seelisch näher, sei daher der Passendere für diese Frau.

Aus einer anfangs sauberen Zuneigung wird ein ungestümer „Sturm und Drang“, der zu einer unkontrollierten Begierde entartet, eigensüchtig, ohne Rücksicht auf Lotte und Albert. Der anfänglich idealistische Schwärmer verliert den Halt.

Das junge Paar versucht dem Freund aus seiner „Depression“ zu helfen. Doch Werthers Verzückung der Gefühle, seine Fantasien mit ungezügelten Gedanken der Eifersucht und Leidenschaft schaffen Leiden, nicht allein für ihn, sondern auch für das Objekt seiner begehrenden Liebe.

Das Buch gilt als der erste deutschsprachige „Kultroman“, hatte auch in seinen englischen und französischen Übersetzungen großen Erfolg, fand aber auch vehemente Ablehnung durch viele Kritiker.

Vor zwei Jahrhunderten in einem Deutsch der Klassik geschrieben, sind die Gefühle und Gedanken von damals nicht anders als sie heute sein können.

Charlottes edles weibliches Wesen im Buch vor sich zu sehen, ist schön. Doch durch Goethes präzise Innenleben-Schilderungen eines schwärmerisch veranlagten jungen Mannes, der in seelische Trübsal und krankhafte Schwermut verfällt, ist es schwere Lese-Kost. Ob man diesen Roman gut für sich findet oder nicht, gleichgültig lässt er nicht; denn Goethe beschreibt eindringlich wie Empfindungen und Gedanken zu Worten und Taten werden, wie ein gut veranlagter Mensch sich durch eigensüchtige Verliebtheit hineinmanövriert in eine menschliche Katastrophe.

GK

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