Die Bibel

»Wolf im Schafspelz«, »Maul halten«, »Perlen vor die Säue werfen«. Das sagen oder hören wir, ohne zu wissen, dass es sich um Zitate aus einem Buch handelt, das die meisten gegenwärtig selten oder nie lesen.
Weitere Bibelworte sind Teil der Alltagssprache geworden:
»Ein Dorn im Auge«, »Stein des Anstoßes«, »im Dunkeln tappen«, »mit Füßen treten«, »Haare, die zu Berge stehen«, »höllisch Angst«, »ins Fäustchen lachen«, »nicht viele Worte machen«, »nichts Gutes im Sinne haben«, »ein falscher Bruder«, »eine Frau sitzen lassen«, »Spreu vom Weizen trennen« und »der Teufel ist los«. Hinzu kommen Weisheiten, die seit Jahrhunderten zum Volksmund gehören, weil die Lebenserfahrung die Menschen lehrte, dass es tatsächlich so ist:

»Wer Wind sät, wird Sturm ernten.«
»Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Hochmut kommt vor dem Fall.«
»Niemand kann zwei Herren dienen.«
»An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.«
»Schlechte (Böse) Beispiele verderben gute Sitten.«
»Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.«
»Denn ihre Werke folgen ihnen nach.«

Kein anderes Buch ist mehr gedruckt worden und keines so oft übersetzt worden wie die Bibel, die eine Sammlung von verschiedenen Büchern ist. Eine einheitliche Bibel gibt es nicht; denn die Juden und Protestanten kennen für das Alte Testament 38 Bücher, die katholische Bibel hat sechs zusätzliche alttestamentarische Bücher.

Wer hat die Bibel geschrieben?

Da das Analphabetentum die Regel und das Lesen- und Schreibenkönnen die Ausnahme war, wurden die im Alten Testament zusammengefassten Berichte, Erzählungen, Weisheitssprüche, Prophezeiungen zunächst mündlich überliefert und erst Jahrhunderte später schriftlich festgehalten. Auch im Neuen Testament wurden die Berichte über Jesus von den Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas Jahrzehnte nach Jesu Hinrichtung zu Papier gebracht. Sie schrieben das auf, was sie von anderen gehört hatten.

Die Bibel – Gotteswort oder Menschenworte?

An dieser Frage scheiden sich seit Jahrhunderten die Geister. Wer den Bibelkenner Goethe zum Wert der Bibel befragte, konnte unter anderem folgende Antworten bekommen:

»Dass in der Bibel sich Widersprüche finden, wird jetzt niemand in Abrede sein.« 1
»Dennoch halte ich die Evangelien alle vier für durchaus echt, denn es ist in ihnen der Abglanz einer Hoheit wirksam, die von der Person Christi ausging und die so göttlicher Art, wie nur je auf Erden das Göttliche erschienen ist.« 2
»Man streitet viel und wird viel streiten über Nutzen und Schaden der Bibelverbreitung. Mir ist klar: schaden wird sie wie bisher, dogmatisch und fantastisch gebraucht; nutzen wie bisher, didaktisch und gefühlvoll aufgenommen.« 3

1 Goethe, Dichtung und Wahrheit
2 Gespräche mit Eckermann, 11.3.1832
3 Goethe, Maximen und Reflexionen

Was ist so bewegend an vielen Bibelstellen?

Für mich immer wieder aufrüttelnd und richtungsweisend sind Worte wie:

Werdet wie die Kinder!
Geben ist seliger als nehmen.
Urteilt nicht nach dem Augenschein, sondern urteilt gerecht!
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen.
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Niemand kann zwei Herren dienen: Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. 4
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.
Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen.
Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.
Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!
Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.
Wenn jemand nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.
Es werden nicht alle, die zu mir sagen »Herr, Herr!«, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.
Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.
Versteht ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen.
Da trat Petrus hinzu und sprach zu ihm: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist’s genug siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.
Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.
Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht.
Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.

4 Mammon: Geld, Besitz

Hat Christus das wirklich gesagt?

Weil Jesus selbst nichts schriftlich hinterlassen hat, stellt sich beim Lesen die Frage: Sind alle in der Bibel stehenden Worte tatsächlich Jesu Worte? Originalton Christus? Oder haben die Anhänger Jesu auch Missverstandenes weitererzählt und es wurden bei der Jahrzehnte später erfolgten schriftlichen Wiedergabe persönliche Anschauungen sowie eigene Worte eingefügt? Wenn heute zehn Menschen, die vor vierzig Jahren einer Predigt beigewohnt haben, schriftlich berichten sollen, was der Prediger damals wortwörtlich gesprochen hat, so wäre das Ergebnis: zehn verschiedene Predigt-Berichte. Im Falle von Jesu Worten kommt noch hinzu, dass beispielsweise Matthäus in seinem Evangelium auf das Erzählte von anderen zurückgreift, weil er selber Jesus nicht begegnet ist.

So wird es gewesen sein: Christus hat man später auch Worte in den Mund gelegt, die er nicht so gesprochen hatte, wodurch ein anderer Sinn sich ergab.

Trotz offensichtlicher Lücken und Widersprüche: Die Bibel bleibt für mich ein Werk mit vielen, vielen Wahrheiten, wofür ich dankbar bin!

ES

Die Bibel

Ein Buch, das bewegendste Geschehen schildert, geführt von Weisungen aus lichten Höhen, spannend, erregend, erschütternd,
ermutigend, liebevoll, wunderbar,
zu Herzen gehend, im Herzen bleibend,
alt, aber aktuell, in zwei Teilen.

Der 1. Teil: Das Alte Testament:
GOTT, der Schöpfer,
der auch den Menschen schuf,
zeigte den Menschen in Seinen Geboten den Weg zum Licht, zum Paradies.

Der Mensch aber handelte nicht nach GOTTES Weisung und verirrte sich.

2. Teil: Das Neue Testament
GOTT sandte Seinen Sohn zur Erde,
um durch Dessen Vorbild den Menschen zu helfen.
Durch das Wort des Gottessohnes kann jeder Rettung und Erlösung finden und damit die Heimkehr zum ersehnten Paradies.

Die Verführung Evas und Adams durch »die Schlange«, die Sünd-Flut und Noahs Arche, der Turmbau zu Babel mit der Sprachverwirrung, Daniel in der Löwengrube, das von der Pharaonentochter gerettete Moses-Kind, der Kampf Davids gegen Goliath, König Salomons Urteil: Den Kindern sollten diese Geschichten nicht vorenthalten werden!

Das Neue Testament ist wichtig wegen der Geburt des Gottessohnes. »Krippe und Stall« hinterlassen tiefen Eindruck. Doch bei den »Wunder«-Geschichten ist Vorsicht geboten, damit die Kinder in Jesus Christus nicht den »Wunderapostel« oder Zauberer sehen, der anscheinend alles kann!

Für mich ist es stets eine Freude, solche Bibelstellen zu lesen [wie die oben zitierten]; denn klarer kann man es nicht sagen, wie wir handeln sollen. Wenn wir es doch nur tun würden!

MJE

Bibel für Kinder

Auf der Suche nach einer geeigneten Kinderbibel ging ich in eine konfessionelle Buchhandlung mit einer großen Auswahl an für Kinder illustrierten Bibeln.

In einer der Kinderbibeln las ich »Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde« und sah daneben eine Farbzeichnung von grobschlächtigen, hässlichen Neandertalmenschen …

Ein anderes Buch zeigte die Jünger Jesu alle mit Kartoffelnasen.

Auch die Versuche, Christus zeichnerisch wiederzugeben, misslingen durch karikaturenhafte, alberne Bilder. Bei Übersetzungen vieler amerikanischen Ausgaben sind Menschen schön, aber kitschig gezeichnet, der Heiland selbst wird »süßlich« dargestellt.

Nach weiteren enttäuschenden Einblicken in das Angebot verließ ich ohne Kinderbibel den Laden.

Einige Tage später fragte ich eine Frau um Rat, die in ihrer Kirchengemeinde für die Kinder- Bibelstunden zuständig gewesen war. Sie hält nichts von Kinder-Bibeln. Stattdessen soll ein Erwachsener bildhaft erzählen. Dann die Kinder das Gehörte nachspielen lassen, z.B. mit Bausteinen. Ab sechs bis sieben Jahren die Kinder das Gehörte malen lassen. Sie meint, es sei nicht falsch, die Bibel zu illustrieren, aber besser, dass das Kind sich eigene Bilder macht von dem Gehörten.

GK

Erfundenes? Gerüchte? Übertreibungen?

Die Schwestern Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift »Zeit«, und Johanna Haberer, Theologieprofessorin, geben eine Erklärung, warum es um Jesus neben den wahren Wundern auch die erfundenen Wundergeschichten gibt: »Er wurde von seinem ›Gefolge‹ mit einer Aureole5 aus erfundenen Mirakeln geschmückt, um anderen seine Ausstrahlung begreiflich zu machen. Und je intensiver die Star-Geschichten im Umlauf waren, je größer das Interesse und die Neugier des Publikums wurden, desto fantastischer wurden die Taten ausgemalt.« 6
Rätselhaft für mich als Kind war die wundersame Vermehrung von Speisen und so blieb es auch für mich als Erwachsenen, bis ich dann Antwort auf meine Frage fand durch die Antwort auf diese Frage eines anderen Menschen: siehe Nachfolgendes.

5 Strahlenkranz
6 Zeit-Magazin, Nr. 53/2021

GP

FRAGE: 7
Viele Bibelgläubige halten so sehr an den »Wundern« Jesu fest. Wie erklärt Abd-ru-shin das Wunder der Spei- sung von fünftausend Menschen mit einigen Broten und Fischen? Eine Vermehrung der Speise ins Tausendfache ist ja nach den Schöpfungsgesetzen ausgeschlossen.

ANTWORT:
»Auch darüber ist ausführliche Erklärung gegeben in den Niederschriften 8, die das Leben Jesu auf Erden wiedergeben. Wie stets und auch heute noch, sind damals unter den Menschen Gerüchte entstanden, die nicht nur die gesprochenen Worte Jesu entstellten, sondern auch um seine Person selbst bis ins Ungeheuerliche gesteigerte Geschichten woben, die jeder tatsächlichen Grundlage entbehrten.
Jesus selbst war oft entsetzt, wenn er zum ersten Mal an einen Ort kam, zu dem derartige Gerüchte schon vorausgeeilt waren, die ihn an der Menschheit verzweifeln lassen mußten. Zu diesen Gerüchten gehörte auch die Erzählung über die Speisung der fünftausend Menschen, die den Tatsachen nicht entsprach. Wohl hörten ihm fünftausend Menschen zu, er speiste sie dabei mit dem Worte Gottes, das dem Geiste Speise und Trank ist, aber nicht mit irdischen Dingen. […]
Teils aus Phantasie heraus und Übertreibung, teils aus Übelwollen wurden Gerüchte erfunden und verbreitet. Wenn dann die Menschen an die Erzählungen glaubten und Jesus konnte entsprechende Bitten an anderen Orten nicht erfüllen, weil sie mit den Schöpfungsgesetzen nicht übereinstimmten, so mußten sie wähnen, daß er nur nicht wollte! Es wurde damit geschickt Groll ausgesät. Leider wurden auch die falschen Gerüchte für später festgehalten und kamen somit in die Überlieferungen.
Die Menschen brauchen aber doch nur wach zu sein und sich heute ihre Mitmenschen betrachten, so werden sie auch ohne weiteres die Erklärungen von vielen Widersprüchen aus früherer Zeit finden; denn heute sind die Menschen noch genau so, wie sie auch früher schon waren.«

7 Abd-ru-shin, »Fragenbeantwortungen«
8 »Aus verklungenen Jahrtausenden« und »Verwehte Zeit erwacht«

Neben der Bibel weisen wir auf das Buch »Die zehn Gebote Gottes« hin.

Verheißungsvolle Worte von Jesus

Worte Christi aus dem Evangelium von Johannes:
»Ich habe Euch noch viel zu sagen; aber Ihr könnt es jetzt nicht verstehen.
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird Euch in alle Wahrheit leiten.« 9

Der Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther:
»Unser Wissen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören!« 10

Wer diese Bibelworte ernst nimmt, wird darin lesen, dass es noch sehr viel mehr zu suchen und finden gibt.   GK

9 Johannes-Evangelium 16, Verse 12-13
10 Erster Korinther-Brief, Kapitel 13, Verse 9-10

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Am Jenseits

Artaban, der vierte Weise

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Benjamin Franklin (Von einem, der auszog, die Welt zu verändern)

Blauvogel, Wahlsohn der Irokesen