Alessandro Manzoni
Die Verlobten
Originaltitel: I promessi sposi
Manzoni hat die Gabe, die innersten Bewegründe der Handelnden zu beschreiben, das Lichtwärtsstrebende und Gute wie das Abgrundtiefe und Böse, den Mut wie die Feigheit, das Selbstlose wie das Eigensüchtige. Helle, vorbildliche Gestalten und dunkle, unmenschliche finden sich in allen Ständen: beim gemeinen Volk, unter Adligen und bei Dienern der Kirchen.
An einigen Stellen weicht der Erzähler über viele Seiten ab von seinen Hauptfiguren und fügt als „Geschichtsprofessor“ detaillierte Hintergründe zur damaligen Zeit: das Wüten des Dreißigjährigen Krieges, die Hungersnot oder wie und warum die Pest sich in Mailand so leicht verbreiten konnte.
Mich hat unter anderem beeindruckt wie das tyrannische Oberhaupt einer Verbrechertruppe (heutzutage würden wir sie Mafiosi nennen) nach einer von ihm befohlenen Entführung durch das Wesen und Verhalten der entführten jungen Frau innerlich so erschüttert wird, dass er sich zu einem Beschützer der Schwachen und Armen wandelt.
Und im Falle eines anderen Mädchens ist es schmerzlich mitzuerleben, wie Eltern durch Druck und unlautere Mittel dafür sorgen, dass ihre Tochter im Mädchenalter sich ‚freiwillig‘ entschließen muss, ins Kloster zu gehen, um Nonne zu werden.
Aufgrund der Schreibweise und Ausführlichkeit eher ein Buch für nicht mehr ganz so jugendliche Leser. An Aktualität gewinnt das Buch seit 2020 der Corona-Virus in einigen europäischen Ländern sich verbreitet und … jeden treffen kann.
(G. K.)
„Manzoni hilft uns zu guten Gedanken… Er hat Sentiment, aber er ist ohne alle Sentimentalität. “ (Goethe)