Johann Wolfgang von Goethe
Das Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie

 

„Das Märchen“ von Goethe ist eine lehrreiche Geschichte über den zu hoch geachteten Wert des Materiellen, über Wesenhaftes, über die Eitelkeit, über den „Wettlauf“ mit der Zeit usw. in einer überaus schönen Sprache, dadurch geeignet, seinen deutschen Wortschatz zu erweitern, geistige Bilder und Symbole aufzunehmen (am Beispiel der „schönen Lilie“). Auch verhilft „Das Märchen“ dazu, sein Bewusstsein für Gefahren im Irdischen und im Inneren zu schärfen. Dies alles und noch viel mehr ist hier dramatisch erfahrbar, aber doch so sanft… in der wunderbaren Sprache Goethes. Es eröffnet sich für den Leser gleichsam eine innere Oper in Worten, faszinierend vom ersten bis zum letzten Wort in einem großen Spannungsbogen.
Die Quintessenz von Märchen, insbesondere diesem, sollte man freilich nicht mit dem Intellekt interpretieren, sondern den Glanz, das Licht, die Poesie intuitiv aufnehmen.

SD

Kennen Sie das, wunderschön zu träumen, ohne zu verstehen was Sie im Traume sehen? Aber Sie sind glücklich nach dem Traum, der bei allem scheinbaren Durcheinander dennoch eine geheime Ordnung in sich trägt und ein gutes Ende hat.
So erging es mir beim Lesen dieses sonderbaren Märchens für Erwachsene, worin der Alte zu der schönen Lilie spricht:

„Sei ruhig, schönstes Mädchen! Ob ich helfen kann, weiß ich nicht, ein Einzelner hilft nicht, sondern wer sich mit vielen zur rechten Stunde vereinigt. …
Der Alte sah nach den Sternen und fing darauf zu reden an: Wir sind zur glücklichen Stunde beisammen; jeder verrichte sein Amt, jeder tue seine Pflicht, und ein allgemeines Glück wird die einzelnen Schmerzen in sich auflösen …“

Und tatsächlich helfen sie alle einander: der Fährmann, die Schlange, der Riese, die schöne Lilie, der Alte mit der Lampe, sein altes Weib, der Jüngling, der Habicht und die zwei Irrlichter.

Ein Märchen, das den dafür offenen Leser erhellt. Ein Märchen, das man nicht versuchen sollte mit dem Intellekt zu verstehen oder zu „interpretieren“; denn dann verliert es seinen Zauber, seine Wärme.

GK

Stielers Ölgemälde zeigt Goethe mit einem Brief in der Hand.

Johann Wolfgang von Goethe

 

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