Eva Ibbotson
Maia
oder
Als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf

Englischer Originaltitel: Journey to the River Sea

 

Muss man fast schon für seinen Titel lieben, ist aber auch sonst ein gutes Buch.

BPP

Als ich den Titel las, dachte ich: Korsett? Und warum in den Fluss werfen?
Doch beim Lesen sieht man alles in Bildern vor sich, so lebendig und klar kann die Autorin beschreiben.

Maia ist ein Waisenmädchen, dass 1910 zusammen mit einer Gouvernante von England nach Brasilien reist, wo entfernte Verwandte sie aufnehmen werden. Es geschieht ganz viel Unerwartetes und es bleibt spannend bis zur letzten Seite des Buches.

RK

Bevor Maia England verlässt, um zukünftig in Manaus, einer Stadt mitten im brasilianischen Urwald zu leben, wird sie von ihren Klassenkameradinnen bedauert, dass sie in eine Gegend mit Alligatoren, Piranhas, seuchenübertragenden Mücken kommen wird, dazu unerträgliche, schwüle Hitze sowie eingeborene Indianer mit Giftpfeilen. Aber Maia lässt sich nicht schrecken; denn sie hat in einem Buch der Schulbibliothek gelesen:

Diejenigen, die das Amazonas-Gebiet für eine grüne Hölle halten, bringen nur ihre eigenen Ängste und Vorurteile mit in dieses wunderbare Land. Ob ein Ort Hölle oder Himmel ist, liegt bei einem selbst. Und diejenigen, die mit Mut und Offenheit hierher kommen, finden sich vielleicht in einem Paradies wieder.

Auf der Schiffsüberfahrt nach Brasilien lernen Maia und ihre Gouvernante Miss Minton den Jungen Clovis kennen, Mitglied einer Schauspielertruppe. Jeder der drei steckt in einem seelischen „Korsett“ oder hat sich hineinstecken lassen. Doch das weitere Leben und die Begegnung mit dem Halbindianer Finn helfen den dreien sich aus der Einengung zu befreien.

Maia ist ein frisches, sonniges Mädel, das aber zunächst viel leiden muss bei ihren Pflegeeltern, die sie nur wegen des Geldes aufgenommen haben. Vor allem die gleichaltrigen Zwillingsmädchen der Familie piesacken und schickanieren Maia, wo immer sie nur können.

Die Schriftstellerin Eva Ibbotson versteht es, nicht nur am äußeren Geschehen teilnehmen zu lassen, sondern lässt Leser innerlich mitfühlen und verstehen. Beispielsweise bei dem jungen, verzweifelten Clovis, als er erstmals die drei Mädchen nebeneinander sitzen sieht:

Die Zwillinge waren hübsch, aber Maia war etwas Besonderes mit ihrem ernsten Gesicht und den warmherzigen Augen… Dieser Anblick allein verschaffte ihm ein Gefühl von Sicherheit, als könnte er sich daran festhalten und alles würde gut.

Bei aller Dramatik ist das Buch auch witzig geschrieben und liest sich sehr leicht. Eindringlich  wird beschrieben, wie das Schicksal allen Beiteiligten genau das bringt, was sie brauchen.

Sehr empfehlenswert für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

GK

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