Zarathustra – Zoroaster
Leben und Wirken des Wegbereiters in Iran

Ein berührender Einblick in das Leben des weisen Zoroaster, der vor ungefähr 3000 Jahren im Gebiet des heutigen Iran lebte und lehrte. Zoroaster (Bedeutung: der Wegbereiter) wird später von seinen Schülern auch Zarathustra oder Zoro-Thushtra (der Wegerhalter) genannt.

Kann diese Schilderung über eine antike Kultur Leser der heutigen Zeit überhaupt innerlich erreichen, gibt es Gemeinsamkeiten? Durchaus! Denn die menschlichen Stärken und auch Schwächen und ihre Auswüchse, die Ängste und Nöte der Menschen sind in allen Epochen gleich vorzufinden!

Der erste Teil des Buches beschreibt das Heranwachsen des kleinen mutterlosen Saadi und dessen Erleben bis zum gereiften jungen Mann.
Seine Erzieherin, die ihre schöne Heimat der berühmten persischen Rosengärten verlassen hat, um sich seiner anzunehmen, schenkt ihm eine Kindheit voller Liebe und Geborgenheit, fördert sorgfältig seine Anlagen im Wissen um seine künftige Lebensaufgabe. Schon früh zeigt er rasches Auffassungsvermögen, Ausdauer, Gerechtigkeitssinn und Beredsamkeit. Unauslöschlich prägt sich dem frohsinnigen Knaben das tiefe Vertrauen auf den Beistand lichter Helfer ein.

In den Lehrjahren bei seinem Vater, einem Pferdezüchter, erstarkt er während ihres Wanderlebens mit der Herde in freier Natur an Körper und Geist. Stark verbunden ist er mit den Naturwesen.  Mit dem plötzlichen Tod des Vaters beginnt für den Heranwachsenden ein völlig neuer Lebensabschnitt:

Ein greiser Priester nimmt ihn als jüngsten Gehilfen auf und unterrichtet ihn in den Glaubenslehren von dem gütigen Schöpfergott Ahuramazda, der hoch über allen ihm dienenden Göttern steht. Bei einer Feierzeremonie erfährt er ergriffen, dass der nach überlieferter Weis- sagung angekündigte Zoroaster bereits geboren sei und für seine Aufgabe als Wegbereiter des Saoshyant – des verheißenen Helfers für die im Dunkel versinkende Menschheit – vorbereitet werde.

Saadis Wunsch, dem Zoroaster bei seiner großen Auf- gabe beizustehen, wird immer brennender. Nach einer lehrreichen Rundreise im Gefolge des Landesfürsten durch die vielen unterschiedlichen Regionen des Rei- ches, macht er sich auf, den Zoroaster zu suchen. Um einer Begegnung mit ihm würdig zu werden, begibt er sich in die Einsamkeit, wo er gezwungen ist, sein unge- stümes Wesen zu bezähmen und Geduld zu üben. Dabei verfeinert er die Fähigkeit, der Stimme seiner himmli- schen Führung zu lauschen:

Saadi, höre! Es gibt ein großes Gesetz, das durch die ganze Schöpfung geht: Wer nicht säet, der soll auch nicht ernten. Das heißt: wer etwas haben möchte, der soll sich darum mühen.
Darum mühen aber heißt nicht, im Ungestüm darauf- losjagen, die Erfüllung des Wunsches unter allen Umstän- den herbeizwingen zu wollen. Wann der Wunsch erfüllt wird, wann die Ernte reif ist, das hängt von Ahuramazdas Willen ab.
Hat der Mensch das Seine getan, so muss er warten. Genau zu der von Gott bestimmten Stunde darf er dann empfangen, was er sich erarbeitete. Das sollst Du lernen!

Viele geistige Erkenntnisse empfängt er in diesen Jahren, die er in einer abgeschiedenen Hütte in den Bergen verbringt, in Freundschaft verbunden mit den Naturwesen und den Tieren. Und eines Tages geht auch unvermutet Saadis inniger Wunsch in Erfüllung …

Im nächsten Teil des Buches tritt dann der mit Spannung erwartete Zoroaster in Erscheinung.
Voller Mut, Tatkraft und Umsicht bringt er im Laufe seines langen, arbeitsreichen Lebens seinem Volk das Wissen um die ewigen Dinge.

Doch wie so oft, wenn Neues, Unbekanntes an den Seelen der Menschen rütteln will, reagieren diese mit Misstrauen, fanatischem Festhalten am Althergebrachten oder mit träger Gleichgültigkeit. Auch Zoroaster muss solches erfahren, als er seinen Zuhörern in einem einfachen Gleichnis erklärt, wie Menschenseelen so wie Früchte durch einen Wurm in ihrem Inneren verdorben werden können.

Fremdling, wir waren bisher glücklich! Wir fühlen uns nicht als faule Früchte. Wir sehen nichts von dem Wurm. Froh genießen wir unser Leben.«
»Die Frucht merkt auch zuerst nicht, dass der Wurm an ihr zehrt«, gab Zoroaster zurück.
»Auch sieht man es nicht von außen. Aber wartet nur: es kommt der Tag, da kann es nicht mehr verborgen bleiben. Und es kommt der Tag, da tritt der Tod an jeden von Euch heran, da wird die Frucht gepflückt, da wird sie verworfen werden. Was dann? Wo bleibt da Euer Glück?

Unermüdlich findet er Wege, die Menschen aufzuwecken und das Gute in ihnen zu fördern. Mit dem Auftrag aus lichten Höhen, Gottes Willen in Geboten zu künden, gibt er Hilfe und Halt den lauschenden Zuhörern, die dieses Wissen den nachfolgenden Generationen überliefern sollen:

Wegbereiter, höre:
Du sollst den Menschen, die dafür reif sind, die Gebote
bringen, auf dass sie eine feste Leitschnur haben, an die sie sich halten können auf ihrem Wege.
Er ist der Höchste. Neben Ihm ist nichts.
Alles, was Ihr tut, tut zu Seiner Ehre, so wird es Euch selbst den größten Nutzen bringen.
Achtet Euch nicht höher als alles andere Geschaffene. Pflanzen und Tiere haben sich reiner erhalten als Ihr. Vergesst das nicht. Schützen und hegen sollt Ihr sie, dafür werden sie Euch helfen.
Vergesset nicht, dass diese kleine sichtbare Welt, die Euch gegeben ward, nur ein unendlich kleiner Teil jener großen unsichtbaren Welt ist, die Ihr nur ahnen könnt. Denket daran, dass jeder Eurer Schritte auch durch die unsichtbare Welt führt, und tut ihn so, dass Ihr bestehen könnt.
Haltet die Verbindung mit den Dienern des Höchsten allezeit ungetrübt. Sie werden Eure Bitten zu Ihm leiten, wenn Ihr recht bittet. Vor allem anderen aber komme der Dank, und der Dank wandle sich in freudiges Tun!

Ein wesentliches Ziel ist, die Frauen auf den ihnen gebührenden Platz zu stellen:

Da erzählte er ihnen, wie Ahuramazda die Frau gedacht habe. Ausgestattet mit dem feineren Empfinden, sollte sie überall dem Manne vorangehen, ihm die Verbindung mit der höheren Welt vermitteln. Dafür sollte der Mann die Schwächere [Zartere] schützen und ihr auf ihrer Wanderung über die Erde helfen, damit ihre feinen Fähigkeiten unverletzt bleiben konnten.

Doch belehrende Worte allein reichen hier nicht aus, um einen tiefgreifenden Wandel zu schaffen … Umso glücklicher ist Zoroaster, seine unentbehrliche Gefähr- tin an der Seite zu haben. Ihre natürliche Würde und ihre Anmut gebieten den Männern Achtung. Hilfsbereit, liebevoll, ermunternd nimmt sie sich der Frauen an, die, durch ihr sonniges Vorbild angeregt, sich um ihre eige- ne Veredelung bemühen. Jadasa und ihre Helferinnen erwecken die schlummernden weiblichen Stärken und fördern ihr Aufblühen. Denn kein Volk kann gedeihen, solange Frauen ihre innewohnenden Gaben nicht zu entfalten vermögen.

Nicht nur um das Los der Menschen zu verbessern, ist der Wegbereiter gesandt. Er soll die Seelen auf das verheißene Kommen des Weltenrichtes »Saoshyant«, des Befreiers von allem Dunkel, vorbereiten.
Zoroaster stellt den Hörern das geistige Bild der »Brücke des Gerichts« vor Augen, über die jeder nur einzeln gehen kann.

Alle Menschen werden diese Erde verlassen müssen, aber sie werden dabei an die große Brücke Tshinvat kommen, über die man nur einzeln hinübergehen kann. Es hilft nichts, wenn einer sich an den anderen klammern möchte, um sich Kraft und Hilfe zu holen.

Ganz allein muss jeder den Weg gehen. Und während er schreitet, sieht er am Ende der Brücke zwei große, lichte Gestalten, Diener Ahuramazdas. Hinter ihnen aber sitzt auf goldenem Thron der Saoshyant mit dem blanken Schwert. Seine Augen sehen durch jeden Menschen hindurch.

Der eine der lichten Diener des Ewigen hält eine Waage. Tritt nun ein Mensch rasch oder langsam auf ihn zu, je nachdem er gern oder ungern über die Brücke geschritten, so eilt eine Menge kleiner, lichter Diener herbei und trägt alle seine Taten; die guten kommen in die eine Waagschale, die schlimmen in die andere. Nichts gilt bei diesem Gericht als das, was der Mensch sich selber er- worben hat. Unerbittliche Gerechtigkeit bestimmt alles.

Und die Strahlenaugen des Saoshyant schauen auf die Waage. Wo die Schale der guten Taten, Worte und Gedanken herabsinkt, da darf die Menschenseele vollends über die Brücke schreiten und sich hinter dem Stuhle des Weltenrichters aufstellen. Ist dies aber nicht der Fall, so stürzt die Seele von der Brücke hinab in unendliche Tiefen, um nie wieder emporzusteigen!«

Dann kamen abermals Fragen.
»Zoroaster, was wird mit der Schuld, die wir jetzt auf uns gehäuft haben?«
»Jede unserer Taten, ob sie gut oder böse, folgt uns nach wie ein Schatten.«
»Können wir unsere schlechten Taten auch auslöschen? Müssen wir da zählen: ich habe so viel Böses getan, wie Finger an vier Händen sind? Nun muss ich ebenso viel Gutes tun.«
»Nein, das meine ich nicht«, verbesserte Zoroaster. »Ihr müsst genau das Böse, was Ihr getan habt, wiedergutmachen. Erst dann seid Ihr davon gelöst, und es fällt später nicht mehr in die Waagschale.«

Wie aber können nun Menschen, die rechtzeitig ihre Verfehlungen erkennen und gutzumachen suchen, vor dem endgültigen Gericht dafür sorgen, dass ihre Waagschale des Guten einst nicht »für zu leicht befunden« wird?
Zoroaster kündet den Reuevollen die unermessliche Gnade der wiederholten Erdenleben. Nicht nötig ist es jedoch, sich dabei an seine früheren Lebenswege zu erinnern. In tätiger Nächstenliebe und ernsthaftem Streben nach allem Guten und Reinen ist es jedem Menschen möglich, sich aus seinen niederhaltenden Verstrickungen zu lösen.
Dieser Aufruf zur persönlichen Reinigung ist in unserer Zeit des beschleunigten Um- und Zusammenbruchs dringlicher denn je. Denn wer weiß, wie unvermittelt »die Stunde schlägt«, in der jeder sich für sämtliche Regungen seiner Seele, für seine Gedanken, Worte und Taten verantworten muss?

MW

Achtet Euch nicht höher als alles andere Geschaffene. Pflanzen und Tiere haben sich reiner erhalten als Ihr.
Vergesst das nicht. Schützen und hegen sollt Ihr sie, dafür werden sie Euch helfen.

Vergesset nicht, dass diese kleine sichtbare Welt, nur ein unendlich kleiner Teil jener großen unsichtbaren Welt ist, die Ihr nur ahnen könnt. Denket daran, dass jeder Eurer Schritte auch durch die unsichtbare Welt führt, und tut ihn so, dass ihr bestehen könnt.

Haltet die Verbindung mit den Dienern des Höchsten allezeit ungetrübt. Sie werden Eure Bitten zu Ihm leiten, wenn Ihr recht bittet. Vor allem anderen aber komme der Dank, und der Dank wandle sich in freudiges Tun!

ZOROASTER

 

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