Ernst Wiechert
Das einfache Leben
Suchen Sie ein Buch mit sehr vielen tiefgründigen Stellen? Es wird Sie nachdenklich und freudig stimmen durch die Charaktere, denen Sie begegnen: außergewöhnliche Gestalten aus Ihrer Urgroßeltern-Generation, Menschen von der Art, die es heute bräuchte – neue Frauen, neue Männer braucht das Land! – für den Umschwung zu einem Leben mit der Natur und ihren Gesetzen, also für „Das einfache Leben“.–
Kapitän Thomas von Orla hält die Öde des leeren gesellschaftlichen Lebens nicht mehr aus, als ihm klar wird:
Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz.
Er sucht nach einer sinnvollen Betätigung, die ihm Frohsinn und Frieden bringen kann, findet sie in der Abgeschiedenheit eines ostpreußischen Gutsbesitzes in einer Hütte am See, als Fischer und Waldhüter.
Das Buch hilft einzutauchen in eine Welt der Stille und der Naturschönheiten. Helden gibt es, sie sprechen nicht viel, tun Gutes, haben ein „großes Herz“.
Die Leser erleben, wie Orla und sein Freund Bildermann bestrebt sind, Marianne, Enkelin des Gutsbesitzers und dessen Erbin, zu schützen in ihrer Entwicklung als Kind, als junges Mädchen und als Frau.
Mehrere der beteiligten Personen tun einander das, was dem anderen hilft und nützt, ohne dafür etwas zu begehren; denn so einfach erklärt es Orla:
Die Liebe ist am reinsten, wenn
man nichts für sie haben will.
Manche Leser werden einige Zeit brauchen, um sich mit Sprache und Stil Wiecherts anzufreunden, an manchen Stellen gar das Lesen aufgeben wollen, wenn der Autor traumhaft sich ausdrückt. Doch die wenigen Worte-Nebel lichten sich schnell und man wird hineingezogen in das klare saubere Denken, das Tun und Lassen der Handelnden, deren vorbildliche Einstellung zu Umwelt und Mitmenschen. Eine Lebenseinstellung von höchster Aktualität für heutige Generationen, damit es eine fruchtbare Zukunft geben kann.
„Das einfache Leben“ ist kein leichtes Buch, dafür ein reichhaltiges. Wer die vielen Kleinode im Herzen sammelt, wird es nie bereuen, das Buch bis zum Ende gelesen zu haben.
Dabei begegnen Sie einigen Menschen, die alle etwas sehr Starkes und Reines vermitteln. Besonders ehren und lieben werden viele Leser Thomas von Orla sowie „das Kind“ Marianne, das „kleine Fräulein“ von Platen. Daher diese Warnung:
Beim Mit-Erleben der Handlung könnte es geschehen, dass der Leser in Marianne sich verliebt! Und die Leserin in Thomas von Orla!
G.K.
Unsere Idealvorstellung war – damals gab es ein Buch von Ernst Wiechert, „Das einfache Leben“; ich weiß, daß viele Leute damals ähnlich empfunden haben wie wir auch; dies wäre unser Ideal gewesen …
(Helmut Schmidt, Ex-Bundeskanzler, im Interview mit Günter Gaus)
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