Tonke Dragt
Der Brief für den König
In der Nacht bevor der sechzehnjährige Tiuri den Ritterschlag erhalten soll, bittet ein Fremder ihn um Hilfe, in einer Angelegenheit um Leben oder Tod. Tiuri soll unauffällig eine geheime Botschaft dem König des Nachbarreiches überbringen.
Eine schwierige Aufgabe, denn auf dem Weg dorthin lauern feindliche Spione und Reiter, die das mit Habgier, List und Heimtücke verhindern wollen.
So wird Tiuris Reise zu einem heldenhaften Kampf mit mutigem Durchhaltevermögen, in Ritterlichkeit, Hilfsbereitschaft und Treue .
Zwar erhalten der Jüngling Tiuri und sein vierzehnjähriger Freund Piak unterwegs auch Hilfe von edelgesinnten Rittern, Mönchen, Bauern, aber meistens sind die beiden Jungen allein auf sich gestellt, müssen klug, tapfer und selbstlos sich ihrer Haut wehren.
Die Autorin versteht es, die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite zu halten. Leicht liest sich dieses Buch in seiner einfachen, schönen Sprache. Ein Lob den Übersetzern aus dem Niederländischen ins Deutsche.
Nicht allein geeignet für 12- bis 18-jährige Leser, sondern ein Buch für jedes Alter, weil es begeisternd geschrieben ist und gute Gedanken weckt.
Pu
Als Frau hätte ich nie gedacht, dass ich ein Ritter-Buch so packend und gut finde, dass ich nicht aufhören wollte zu lesen.
R.K.
Ich persönlich empfehle das Buch „Der Brief für den König“, da man von Anfang an merkt, wie Tiuri seine Pflicht ernst nimmt und ein großes Herz hat. Zum Beispiel mit dem Narr, mit dem Tiuri redet und ihm versichert, wieder zu kommen, um länger mit ihm zu reden. Außerdem kann zumindest ich als fast Gleichaltriger (15) mich mit Tiuri identifizieren, da er nie aufgibt und trotz der großen Aufgabe immer so nett bleibt, so dass er viele gute Freunde findet.
J.M.
Vor dem Ritterschlag durch ihren König hatten sich die angehenden Jung-Ritter in der Nacht zuvor schweigend vor dem Altar vorzubereiten auf das Gelübde, welches jeder Ritter sprechen und befolgen musste:
Ich gelobe,
Euch und all Euren Untertanen als Ritter treu zu dienen und jedem zu helfen, der meine Hilfe erfleht.
Ich gelobe,
mein Schwert nur für das Gute und gegen das Böse einzusetzen und all jene mit meinem Schild zu schützen, die schwächer sind als ich.
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Zu den Jugend- und Erwachsenen-Büchern
Alessandro Manzoni
Die Verlobten
Italienischer Originaltitel: I promessi sposi
Manzoni hat die Gabe, die innersten Beweggründe der Handelnden zu beschreiben, das Lichtwärtsstrebende und Gute wie das Abgrundtiefe und Böse, den Mut wie die Feigheit, das Selbstlose wie das Eigensüchtige.
Helle, vorbildliche Gestalten und dunkle, unmenschliche finden sich in allen Ständen: beim gemeinen Volk, unter Adligen und bei Dienern der Kirche.
An einigen Stellen weicht der Erzähler über viele Seiten von seinen Hauptfiguren ab. Aus dem Dichter wird der Geschichtsprofessor Manzoni, der detaillierte Hintergründe zur damaligen Zeit gibt: über das Wüten und die Grausamkeiten während des Dreißigjährigen Krieges, die Hungersnot oder wie und warum die Pest sich in Mailand so leicht verbreiten konnte.
Mich hat unter anderem beeindruckt, wie das tyrannische Oberhaupt einer Verbrechertruppe nach einer von ihm befohlenen Entführung durch das kindlich-reine Wesen und Verhalten der entführten jungen Frau innerlich so erschüttert wird, dass er sich zu einem Beschützer der Schwachen und Armen wandelt.
Und im Falle eines anderen Mädchens ist es schmerzlich mitzuerleben, wie Eltern durch Druck und unlautere Mittel dafür sorgen, dass ihre Tochter im Mädchenalter sich „freiwillig“ entschließen muss, ins Kloster zu gehen, um Nonne zu werden.
Aufgrund der Schreibweise und Ausführlichkeit eher ein Buch für nicht mehr ganz so jugendliche Leser. An Aktualität gewinnt das Buch, seit 2020 der Corona-Virus sich weltweit verbreitet hat und … wie bei der Pest auch jeden treffen kann.
GK
Manzoni hilft uns zu guten Gedanken. (Goethe)
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Alexandra Röhl
Duette mit ihm

Über die Freundschaft mit einem Rotkehlchen.
Insbesondere Vogelfreunde werden eine große Freude daran haben.
Es liest sich flüssig, ist in ein bis zwei Stunden gut und gerne gelesen.
Ab 12 Jahre.
R. K.
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Johann Wolfgang von Goethe
Wilhelm Meisters Lehrjahre
Edelgesinnt und begeisterungsfähig ist er als Jüngling und bleibt es als junger Mann: Wilhelm Meister, beständig auf der Suche, bestrebt sich zu bilden und stets bereit, selbstlos anderen zu helfen, wo es Not tut.
Für seine innerliche Freiheit und Geistentwicklung gibt er ohne viel zu überlegen Altes auf und geht wagemutig Neues an. Dabei begeht er auch Fehler, muss schmerzlich Erfahrungen sammeln, aber … er bleibt sich und seinem guten Wollen treu.
Bereits als Kind begeistert sich Wilhelm für das Schauspielen, schließt sich als junger Mann einer Theatergruppe an, wobei er erreicht, in Shakespeares „Hamlet“ die Hauptrolle zu spielen.
„Unterhalten, aufklären und erheben“ versteht Goethe in bestem Sinne. Mitreißend lässt er die Leser verschiedene junge Frauen-Persönlichkeiten erleben, für die Wilhelm schwärmt oder denen er zugeneigt ist: Mariane, seine Jugendliebe. Philine, die hübsche Schauspielerin, welche ihn aufdringlich zu umgarnen versucht, die er aber nicht achten kann. Aurelie, auch Schauspielerin, schätzt er, kann sie aber nicht von Herzen lieben. Und dann die junge schöne Gräfin, welche Wilhelm mit großer Sympathie begegnet und er ihr.–
Von Straßenräubern überfallen, kommt dem verletzten Wilhelm eine schöne „Amazone“ zu Hilfe, die nach ihrer Hilfeleistung spurlos verschwindet. Nach langem Sehnen und Suchen trifft er diese seine „Traumfrau“ wieder sowie deren Freundin Therese. Bei beiden Frauen verehrt er deren natürliche weibliche Würde. Beide Frauen teilen seine hohen Ideale und er die ihrigen.
Der Liebreiz und die außergewöhnliche Tatkraft dieser zwei jungen Frauen beflügeln Wilhelm; denn er sieht wie die Freundinnen vom Schönen, Edlen, Wahren nicht nur reden, sondern tagtäglich daran arbeiten, ihre Umgebungen in schönster Weise zu „erheben“, wobei sie sich auch für die Erziehung und Bildung von Mädchen und Jungen einsetzen.
Diese klaren, hellen Wesensarten von Therese und Nathalie (der schönen „Amazone“) sind es, die Wilhelm innerlich weiter und weiter hinanziehen. Gleichzeitig „bilden“ ihn die Gespräche mit dem französischen Abbé und der Aufenthalt im Schloss von Natalies Oheim weiter.
Die Handlung ist voller Ver- und Entwicklungen mit einem stetigen Sich-Wiederfinden von Personen, die gegenseitig noch etwas „abzulösen“ haben. Manches in der Erzählung klingt mir zu phantastisch, insbesondere Wilhelms geistige „Begleitung“ durch die „Turm“-Geheimgesellschaft.
Würde ich dieses Buch wieder lesen wollen? Oh ja, allein wegen der lebendigen Wesensschilderungen von edlen und geistreichen Menschen, was diese empfinden, wie sie denken und handeln.
Leser, die solche herausragenden Männer- und Frauen-Charaktere erleben mögen, werden Freude und Gewinn finden; denn das sind gemäß Goethe
„Vorbilder, nicht zum Nachahmen, sondern zum Nachstreben.“
G.K.
Auch von Goethe: „Die Leiden des jungen Werther“
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