Tag du bist schön! (Liedtext von Ursula Muheim)

Tag du bist schön!
(Liedtext von Ursula Muheim)

Tag du bist schön!
Herzliche Menschen, ein Lächeln, ein Wort,
wischt dir alle Sorgen fort.

Sieh das Licht, wie es die Schatten durchbricht!
Sonnenschein leuchtet mir ins Herz hinein. [Refrain]
Wenn ich den Morgen begrüß, ist’s als fing das Leben vorne an,
alles neu beginnen kann,
wie schön!

Mir ist’s als führte das Leben heut wie in einem schönen Traum,
mir etwas Neues zu.

[Refrain]

Oft schon ging ich durch die Straßen von dieser wunderschönen Stadt,
die das Herz errungen hat,
von mir.
Doch dieses Ahnen, das heute verheißungsvoll mein Herz berührt,
hab’ ich noch nie gespürt.

Dankbar werden

Dankbar werden
(Verfasser unbekannt)

Falls Sie heute Morgen gesund und nicht krank aufgewacht sind, dann sind Sie glücklicher als eine Million Menschen, welche die nächste Woche nicht erleben werden.

Falls Sie nie einen Krieg erlebt haben, nie die Einsamkeit durch Gefangenschaft, den Todeskampf des Gequälten oder Hunger gespürt haben, dann sind Sie glücklicher als 500 Millionen Menschen in dieser Welt.

Falls sich in Ihrem Kühlschrank Essen befindet, Sie angezogen sind, ein Dach über dem Kopf haben, ein Bett zum Schlafen, dann sind Sie reicher als 75 % der Erdbevölkerung.

Falls Sie in die Kirche gehen können ohne die Angst, dass Sie bedroht werden, dass man Sie verhaftet oder umbringt, sind Sie glücklicher als  Millionen Menschen weltweit.

Falls Sie ein Konto bei einer Bank haben, etwas Geld im Portemonnaie und etwas Kleingeld in einer Schachtel, gehören Sie zu den 8 % der wohlhabenden Menschen auf dieser Erde.

Falls Sie diese Nachricht lesen, sind Sie doppelt gesegnet worden; denn erstens hat jemand an Sie gedacht und zweitens gehören Sie nicht zu den Millionen Menschen, die nicht lesen können.

Was mehr denn je NÖTIG ist (Christian Morgenstern)

Was mehr denn je NÖTIG ist
(Christian Morgenstern)

Es ist wohl gerade in unserer aufgeregten Epoche

mehr denn je nötig, den Blick aus den Tagesaffären

emporzuheben

und ihn von der Tageszeitung weg

auf jene ewige Zeitung zu richten,

deren Buchstaben die Sterne sind,

deren Inhalt die Liebe

und deren Verfasser Gott ist.

Ist es möglich? (Rilke)

Ist es möglich?
(Rilke)

IST ES MÖGLICH, dass man Jahrtausende Zeit gehabt
hat, zu schauen, nachzudenken und aufzuzeichnen, und
dass man die Jahrtausende hat vergehen lassen wie eine
Schulpause, in der man sein Butterbrot isst und einen
Apfel?
Ja, es ist möglich.
Ist es möglich, dass man trotz Erfindungen und
Fortschritten, trotz Kultur, Religion und Weltweisheit an
der Oberfläche des Lebens geblieben ist?
Ist es möglich, daß man sogar diese Oberfläche, die doch
immerhin etwas gewesen wäre, mit einem unglaublich
langweiligen Stoff überzogen hat?
Ja, es ist möglich

Die drei Siebe (Sokrates)

Die drei Siebe
(Sokrates)

Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und war voll Aufregung.

„Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund …“
„Halt ein!“ unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“
„Drei Siebe?“ fragte der andere voll Verwunderung.
„Ja, guter Freund, drei Siebe! Lass sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“

„Nein, ich hörte es erzählen und …“
„So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb
geprüft, es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir er- zählen willst – wenn es schon nicht als wahr erwiesen – so doch wenigstens gut?“
Zögernd sagte der andere: „Nein, das nicht, im Gegen- teil …“
„Hm“, unterbrach ihn der Weise, „so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt!“
„Notwendig nun gerade nicht …“
„Also“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“

Die Wahrheit (Maren Spallek)

Die Wahrheit
(Maren Spallek)

sie saß da
auf ihrem bescheidenen platz saß im abseits der masse außen vor

sie war da
unvoreingenommen
mit ihrem blick
unberührt von geschehen und zeit redete nicht
sprach nicht
unabhängig von laut und leise

sie war da und neben ihr all jene die
redeten
fast schrien

einer lauter als der andere
der erste besessener als der zweite über oberflächlichkeiten

unzählbar viele laute stimmen doch im grunde
eine riesengroße stille

und neben dieser lauten menge
eine einzige person schweigend

die die wahrheit spricht…

Maren Spallek