Die weiße Rose

Inge Scholl
Die weiße Rose

Sehr bewegend ist die Jugendzeit für die Geschwister Scholl und ihre gleichaltrigen Kameraden: Wandern, zelten, Tiere beobachten, Schitouren, singen und musizieren, lachen und zu Späßen aufgelegt sein. Sie begeistern sich für gute Bücher, Theateraufführungen, Konzerte, Filme, Malerei und die Naturschönheiten ihrer Heimat.
Wie gerne wäre ich nicht nur als Leser dabei gewesen, sondern selber befreundet mit solchen frohen, ernsten und ernstzunehmenden jungen Menschen.
Als es gilt für Geistesfreiheit und wahres, edles Menschentum einzustehen, stellen etliche der Freunde und Gleichgesinnten sich dem verbrecherischen Ungeist der „Partei“-Herrschaft mit Flugblättern entgegen. Konsequent leben die Freunde ihre Ideale und ihre gewonnene Überzeugung bis … zu ihrer Hinrichtung als Widerstandskämpfer.

Einfühlsam zeichnet Inge Scholl das Bild ihrer Jugendzeit mit ihren jüngeren Geschwistern Sophie und Hans. Der Leser versteht, was diese 15- bis 25-Jährigen äußerlich und innerlich bewegt, was sie freut und was sie traurig macht.

Pu

Zum gleichen Thema persönliche „Briefe und Aufzeichnungen von Hans und Sophie Scholl“

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Ferien vom Ach

Karl Foerster
Ferien vom Ach

Wie der Titel bereits anklingen läßt, soll dieses Büchlein den auf das „Ach und Weh“ der Erdenschwere gesenkten Blick des Lesers auf die kleinen und großen Wunder des Lebens lenken.

In der ihm eigenen Sprachgestaltung fängt der namhafte Gartengestalter und Züchter winterharter Blütenpflanzen Karl Foerster (1874 – 1970) den Zauber des Augenblicks ein, sowohl in farbenprächtigen Naturschilderungen als auch in feingezeichneten Portraits. Frohen Jugenderinnerungen folgt eine Sammlung  tiefsinniger Erkenntnisse aus Erfahrungen eines langen, erfüllten Lebens. Bunte Wortgirlanden schmücken Reiseerlebnisse und Heimatschätze.

Dazwischen weisen freundliche Zurufe dem Aufhorchenden hellere Wege. Denn, so sieht es Karl Foerster,

„es wäre doch auch widersinnig, sich endlos um schönere Gärten und Blumen zu mühen, wenn damit nicht auch wirksam auf ein höheres Blühen in der geistigen Welt hingearbeitet würde.“

Ein Kleinod für alle Stimmungslagen, in dem ich immer wieder mit Freude lese.

MW

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Der erste Lehrer

Tschingis Aitmatov
Der erste Lehrer

Original:  Первый учитель

Kirgisien 1924, zu Zeiten der Sowjetunion: Der „erste Lehrer“ Düischen baut einen ehemaligen Pferdestall um zu etwas, was es in dieser abgelegenen Gegend noch nie gab: eine Schule! Er tut das für die Kinder im Dorf, doch gegen den Willen der erwachsenen Dorfbewohner, die Duischen belächeln. Er selbst hat kaum Schulbildung, doch angetrieben vom Sinn und Ziel seiner Arbeit, beginnt der idealistische junge Mann zu unterrichten und fördert seine Schülerinnen und Schüler, wo immer er kann.–

Sehr einfühlsam erzählt Aitmatov die Geschichte aus der Sicht von Altynai, die als vierzehnjähriges Mädchen ihren ersten Lehrer erlebt. Sie schreibt als Erwachsene im Rückblick auf ihre Jugend:

Ich glaube, wir haben damals alle unseren Lehrer geliebt, weil er gut und menschlich war, weil er das Beste erstrebte und für uns eine schöne Zukunft erträumte. Wir habe das wohl gespürt, obgleich wir noch Kinder waren. Was hätte uns sonst dazu gebracht, tagtäglich so weit zu gehen und, atemlos vom Wind, mit den Füßen im Schnee versinkend, den steilen Hügel hinaufzusteigen? Wir kamen freiwillig in die Schule. Niemand zwang uns dazu. Niemand verlangte von uns, in diesem kalten Schuppen zu frieren, wo sich der Atem als glitzernder Reif auf unseren Gesichtern, Händen und Kleidern absetzte.

Ich weiß bis heute nicht genau, wie ich mich damals zu solch einem Schritt entschließen konnte. Vielleicht hatte ich mich geärgert, weil meine Freundinnen nicht auf mich hörten, und wollte deshalb auf meinem Vorhaben bestehen, vielleicht war es auch, weil von klein auf mein Wille und meine Wünsche von den Schimpfwörtern und Püffen grober Menschen erstickt worden waren und in mir plötzlich ein dankbares Gefühl aufstieg für diesen fremden Mann, dessen Lächeln mein Herz erwärmte, für sein Vertrauen zu mir, für seine guten Worte. Und ich weiß, ich bin tief überzeugt davon, dass mein Werdegang, mein ganzes weiteres Leben mit all seinen Freuden und Leiden an jenem Tag begann… Ich behaupte das, weil ich an jenem Tag, ohne zu überlegen und ohne mich vor Strafe zu fürchten, zum ersten mal im Leben das tat, was ich für richtig hielt.

 

© Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2001

Aitmatovs bringt seine Sympathie für kommunistische Ideen unaufdringlich zur Sprache. Lenin wird vom Lehrer Düischen idolisiert, doch ist es dem Lehrer ernst, die ideal- kommunistischen Ideale nicht nur zu lehren, sondern auch zu leben, vorzuleben.

*

DIE SCHÖNE IDEE KOMMUNISMUS
Von Aitmatov vermutlich nicht beabsichtigt: Auch aus seiner Erzählung habe ich gelernt, warum das kommunistische „Paradies auf Erden“ ein Luftschloss ist, eine auf Sand gebaute Utopie; denn viel zu unterschiedlich ist die charakterliche Reife der Menschen und von den ganz uneigennützigen, sehr liebevollen Menschen, so, wie es der Lehrer Düischen ist, gibt es zu wenige für paradiesiche Zustände auf Erden.

GP

Vom selben Autor: Dshamilja

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Artaban, der vierte Weise

Henry van Dyke
(Bilder von Katharina Gutknecht)
Artaban, der vierte Weise

Von dieser Geschichte existieren verschiedene Versionen anderer Autoren: Der vierte König (Weise), der zu spät kam, weil er durch seine selbstlose, hilfsbereite Art unterwegs immer wieder aufgehalten wurde.

Die anderen drei Könige (Weisen) kommen rechtzeitig zu Jesu Geburt, bringen ihre Geschenke, aber haben Ihn mit ihrer Macht nicht weiter geschützt und damit ihre eigentliche Aufgabe nicht erkannt.

RK

Besonders schön sind die Illustrationen in der Ausgabe des Ogham-Verlags.

Farbige Buch-Illustration von Katharina Gutknecht, die den Vierten König und Weisen zeigt, der seinen Ritt unterbricht, um einem am Boden liegenden verletzten Menschen zu helfen.

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Das wiedergefundene Licht

Jacques Lusseyran
Das wiedergefundene Licht

Originaltitel: And there was Light

Untertitel der ersten Auflage: „Die Autobiographie eines Menschen, den seine Blindheit sehen lehrte“.

Freudig, leidenschaftlich und innig beschreibt der Autor seinen Lebensweg. Er ist ein idealistischer junger Mann, der kein Zaudern, Zagen, Zweifeln kennt, obwohl er im Alter von acht Jahren durch einen Unfall erblindet. Aber … er „sieht“ und vor allem spürt sehr viel mehr als andere, entwickelt ein auch für Nicht-Blinde weit überdurchschnittliches Wahrnehmungsvermögen und eine fast 100%ige Menschenkenntnis.
Sehr bewegend beschreibt Jacques seine Freundschaft mit dem edelgesinnten Gleichaltrigen Jean.

Sehr beeindruckt hat mich, wie Jacques Lusseyran als Zwanzigjähriger die Haft im Konzentrationslager Buchenwald übersteht, was ihm durch seine geistige Überzeugung gelingt.
Dieses Buch ist Seite um Seite sehr empfehlenswert.

GK

Mir als Frau wäre es lieber, wenn es dieses Buch in zwei gesonderten Teilen gäbe:
Einen ersten Teil (Kindheit und Jugend) für alle Menschen, die sich mit Feinerem befassen möchten.
Und einen zweiten Teil (Aktive Untergrundbewegung und nachfolgend Haft im Konzentrationslager), welches ich vereinzelt z.B. an junge Männer (Kämpfer) weitergeben würde.

UM

 

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Krabat

Otfried Preußler
Krabat

 

Anspruchsvoll und unheimlich.

P.P.

Der vierzehnjährige obdachlose Waisenjunge Krabat ist froh, als er in einer Mühle Arbeit, einen Schlafplatz und Verpflegung angeboten bekommt. Allerdings muss er sich dort, wie auch die anderen elf Gehilfen, dem dunklen „Meister“ verdingen, bei dem er das Müller-Handwerk lernt und auch die Zauberei. Krabat erlebt, wie die satanische Magie jene mächtig und stark macht, die ihr folgen und sich ihr beugen. Aber … froh wird er dabei nicht und frei ist er ebenfalls nicht mehr, denn er hat seinen Willen dem Willen des schwarzen Meisters untergeordnet.

Nach einigen traurigen Erlebnissen und dem Tod zweier ihm nahestehender Müller-Gesellen beginnt er, heimlich sich zu rüsten für den Kampf mit dem Magier-Meister. Dafür muss er viel lernen, um seinen eigenen Willen zu stärken. Außerdem braucht er, um seine Freiheit zu gewinnen, die Zuneigung und Liebe eines Mädchens.

Im Endkampf stehen sich die Kraft der selbstlosen Liebe und die dunkle Macht der Schwarzen Magie gegenüber.

Während der ersten fünfzig Seiten überlegte ich mehrmals, mit dem Lesen aufzuhören. Zwar ist das Buch fesselnd geschrieben, aber ich kann dem Gruseligen nichts abgewinnen. Da ich aber verstehen wollte, warum mir ein Lehrer und Vater von vier Kindern dieses Buch empfohlen hat, las ich weiter und tatsächlich: Der Schlussteil des Buches hat mich entlohnt. Seitdem gehören das Mädchen (die Kantorka), der Jüngling Krabat und sein Freund Juro auch zu meinen Lieblingshelden.

Wer Krabat auf seinem Weg zu Erlösung und Freiheit begleiten will, muss aber wissen, worauf er sich beim Lesen dieses Buches einlässt: viele, viele Seiten voller Zauberformeln, schwarzer Magie, Beeinflussung der Gedanken anderer, Verwandlungen von Menschen in Tierkörper, Angst, Demütigung, Misstrauen, Mord und Tod …

Pu

Otfried Preußler schreibt über sein Werk:

„Mein Krabat ist keine Geschichte, die sich nur an junge Leute wendet, und keine Geschichte für ein ausschließlich erwachsenes Publikum. Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat. Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken. Da gibt es nur einen Ausweg, den einzigen, den ich kenne: den festen Willen, sich davon freizumachen, die Hilfe von treuen Freunden – und jene Hilfe, die einem aus der Kraft der Liebe zuwächst, der Liebe, die stärker ist als die Macht des Bösen und alle Verlockungen dieser Welt.“

 

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