Anne auf Green Gables

Lucy Maud Montgomery
Anne auf Green Gables

„Anne auf Green Gables“ gilt als klassischer Kinderroman, ist jedoch bei  Erwachsenen und Kindern gleichsam beliebt.

Anne Shirley ist eine Waise, die von zwei unverheirateten, kinderlosen Geschwistern, Marilla und Matthew Cuthbert, auf ihrer Farm Green Gables in Avonlea / Kanada aufgenommen wird. Anne ist ein optimistisches, furchtloses Kind, das mit Ausrufezeichen spricht. Obwohl sie durch ihren Enthusiasmus und ihre Ungestümheit dazu neigt, sich in Schwierigkeiten zu bringen, gewinnt sie bald die Herzen ihrer Mitmenschen und findet schließlich ihr Zuhause in Avonlea.

Die Leser werden sich in Annes Charakter verlieben. Sie ist verträumt, romantisch, kämpferisch, sie ist intelligent, witzig und vor allem äußerst nett.

Vor dem Hintergrund der schönen kanadischen Prince-Edward-Insel ist „Anne auf Green Gables“ eine lohnenswerte Lektüre und sollte ihren Platz in jedem Bücherregal haben. –

L.R.

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7 blinde Mäuse

Ed Young
7 blinde Mäuse

Originaltitel: Seven blind mice

Seltsam ist es und groß, was die sieben blinden Mäuse eines Tages an ihrem Teich entdecken.

„Das ist eine Säule“, sagt die rote Maus.

„Das ist eine Schlange“, meint die grüne Maus.

„Nein“ sagt die gelbe Maus, „das ist ein Speer.“

Eine bebilderte Erzählung für Kinder ab 5 Jahren, „von der Suche nach Wahrheit“, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt.

Der Autor und Illustrator, in China geboren und in den USA tätig, widmet sein Buch dem Menschen, „der in diesen Jahren des Suchens meine Augen für die Freude von Wissen und Weisheit öffnete.“

Sechs blinde Mäuse sind mit ihren ganzen Körpern gezeichnet und von der siebenten Maus nur der lange Schwanz. Buchumschlag-Illustration zu "7 blinde Mäuse" von Ed Young, erschienen im Verlag Beltz & Gelberg

Diese Geschichte öffnet den Blick dafür, das Ganze zu sehen und Zusammenhänge zu erkennen.

Leicht verständlich und anschaulich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (oder für jede Altersgruppe) zeigt sie, dass man auch mal Abstand nehmen muss, um einen Überblick zu erhalten, und dass man bei einer zergliedernden, stückweisen Untersuchung leicht den Sinn verlieren kann.

BPH

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Ein weiter Weg

Dan Gemeinhart
Ein weiter Weg

Umschlagbild zur deutschen Ausgabe von Dan Gemeinharts "Ein weiter Weg", das ein galoppierendes Pony im Mondenschein zeigt.

Originaltitel: Some Kind of Courage

„DAS Pferdebuch überhaupt“, meint Gabriele Hoffmann vom Verein „LeseLeben“, Pädagogin und Inhaberin der Kinderbuchhandlung „Leanders Leseladen“.

*

Vom ersten bis zum letzten Satz (268 Seiten) eine sehr bewegende und mitreißende Erzählung über einen 12-jährigen Jungen im Wilden Westen.

Joseph hat Mutter, Vater, Schwester verloren. Die Indianer-Ponystute Sarah ist das Einzige, was Joseph noch geblieben ist.  Und die wird von seinem „Pflegevater“ hinter seinem Rücken an einen gewissenlosen Pferdehändler verkauft.

Da macht sich der Junge wild entschlossen auf den Weg, um sein Pferd zurückzuholen. Dabei tut er Dinge, die vor allem die Erwachsenen nicht erwarten; denn er hört auf seine innere Stimme oder erinnert sich, was seine geliebte Mutter und sein aufrechter Vater ihm geraten, ihm vorgelebt haben.

Ich dachte an die Dinge, die uns genommen werden, an die, die wir festhalten müssen, und an die, um die wir kämpfen müssen, um sie zurückzubekommen.

Kommt es zu Kämpfen, ist der Junge hart in der Sache, bleibt dabei immer fair, auch zu ihm feindlich Gesinnten.

Bildhaft geschrieben, in jugendgemäßer Sprache, jedoch nicht derb, mit vielen Stellen zum Lachen, Lächeln, Sich-Wundern und -Freuen, aber auch für nasse Augen.

Uneingeschränkt empfehlenswert.

Ab 11 Jahren.

RK / GK

Dan Gemeinhart, Kinderbuch-Autor, unter anderem von "Ein weiter Weg"
Dan Gemeinhart

In Frankfurt am Main geboren lebt Dan Gemeinhart mit seiner Ehefrau und drei Töchtern im US-Bundesstaat Washington, wo er glücklich und dankbar ist, als Bibliothekar und Lehrer an einer Grundschule zu arbeiten.

Ähnliche Bücher anderer Autoren:
„Der Brief für den König“
„Morgenwind – Owins Weg in die Freiheit“
„Milon und der Löwe“
„Sams Wal“
„Sturmboy – Der Junge und sein Pelikan“
„Tierfreund in Not“

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Wir sind ein Teil der Erde / Die Erde gehört uns nicht

Häuptling Seattle
Wir sind ein Teil der Erde / Die Erde gehört uns nicht

Die Ansprache des Indianer-Häuptlings Seattle, der im neunzehnten Jahrhundert lebte, ist unter verschiedenen Titeln von mehreren Verlagen herausgegeben worden. Der Stammeshäuptling sprach vor einer Regierungskommission, die seinem Volk deren Land abkaufen wollte. Die berührende Botschaft in seiner Rede hat auch heutzutage nicht an Bedeutung eingebüßt.

Es muss am Rande gesagt werden, dass die Authentizität der Ansprache nicht durch Dokumente gesichert ist. Von diversen Quellen wird zwar von der Rede des Häuptlings berichtet, doch diese soll zunächst in der Lushootseed-Stammessprache gehalten, dann via Chinook ins Englische übersetzt worden sein. Die Worte, die Häuptling Seattle zugeschrieben werden, tragen unverkennbar den Stempel der Umweltbewegung, die in den 1970er-Jahren stark aufkam.

Obwohl wir nicht sicher sein können, dass Häuptling Seattle wortwörtlich so gesprochen hat, ist dies ein sehr wertvolles Buch, das Stoff zum Nachdenken und zu Gesprächen gibt, für jung und alt!

S.K.

Häuptlings Seattles Rede
Im Jahre 1854 machte der „Große weiße Häuptling“ in Washington, der Präsident der Vereinigten Staaten, den Suquamish-Indianern ein Angebot für das von ihnen bewohnte Land und versprach ihnen ein „Reservat“. Häuptling Seattles Antwort wurde als die schönste und tiefgründigste Aussage über das Naturverständnis bezeichnet, die jemals geäußert wurde.

Seattle war im 19. Jahrhundert ein Anführer der Suquamish im Washington-Territorium. Man betrachtet seine Rede als Antwort auf Gouverneur Isaac Stevens‘ Angebot zur Übergabe oder zum Verkauf von Land der Ureinwohner an weiße Siedler. Sie beschreibt die Ehrfurcht der Ureinwohner vor dem Leben und die Achtung vor der Eingebundenheit des Menschen in die Natur.

Später wurde die Stadt Seattle im U.S.-Staat Washington nach diesem großen Indianerhäuptling benannt.

Häuptling Seattle, als verantwortlicher und weiser Führer seines Volkes, glaubte an die Heiligkeit des von seinen Vorvätern ererbten Landes und an die Gemeinschaft mit allem, was darauf lebte: die Pflanzen und Tiere der Felder, das Wild in den Wäldern, den Bergen und den Wiesen und all die Blumen und Bäume, die darauf gediehen. In schwächerer Position als die neuen Eindringlinge, war er gezwungen, eine Einigung mit ihnen zu erzielen. Aber dabei gab er ihnen wichtige Ermahnungen zu dem Land mit und dazu, wie sie es behandeln sollten. Diese Rede war somit ein kraftvolles Plädoyer für den Naturschutz, dementsprechend jedes Kind und jeder Erwachsene reagieren sollte.

Heute, nach fast anderthalb Jahrhunderten, hallt der Inhalt seiner Botschaft sogar noch stärker nach, wie sich nach den folgenden Auszügen der Rede feststellen lässt:

DIESE ERDE IST KOSTBAR

Wie kann man den Himmel kaufen oder verkaufen – oder die Wärme der Erde? Diese Vorstellung ist uns fremd. Wenn wir die Frische der Luft und das Glitzern des Wassers nicht besitzen – wie könnt ihr sie von uns kaufen?

Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig.

Jede glitzernde Tannennadel, jeder sandige Strand, jeder Nebel in den dunklen Wäldern, jede Lichtung und jedes summende Insekt ist heilig in den Gedanken und Erfahrungen meines Volkes. Der Saft, der in den Bäumen aufsteigt, trägt die Erinnerung des roten Mannes.

Diese ersten Zeilen zeigen eine völlig andere Haltung seines Volkes zu materiellen Besitztümern im Kontrast zu einer Regierung, die von seinem Volk Land „kaufen“ will. Der Häuptling und sein Volk sehen die Natur und ihre Gaben in verschiedenen Erscheinungsformen als etwas, das der Mensch niemals besitzen kann – er kann sie für eine Zeit lang erhalten und nützen, treu verwalten mit Liebe und Wertschätzung. Wie aus dem Munde Häuptling Seattles vernommen, ist allein die Vorstellung, etwas wie „den Himmel und den Regen und den Wind“ zu besitzen, völlig absurd.

Kann eine auf solchen Grundlagen erbaute Zivilisation wirklich überdauern? Ich stelle diese Frage, die durch diese einleitenden Worte in der Luft zu liegen scheint.

Die Luft ist kostbar für den roten Mann, denn alle Dinge teilen denselben Atem – das Tier, der Baum, der Mensch, sie alle teilen denselben Atem. Der weiße Mann scheint die Luft, die er atmet, nicht zu bemerken. Wie ein Mann, der seit vielen Tagen stirbt, ist er abgestumpft gegen den Gestank. Aber wenn wir euch unser Land verkaufen, müsst ihr in Erinnerung behalten, dass die Luft uns kostbar ist, dass die Luft ihren Geist teilt mit all dem Leben, das sie erhält. Der Wind, der unserem Großvater den ersten Atem gab und auch seinen letzten Seufzer empfängt. Und wenn wir euch unser Land verkaufen, so müsst ihr es als etwas Besonderes und Geweihtes erhalten, als einen Ort, wo auch der weiße Mann spürt, dass der Wind süß duftet von den Wiesenblumen.

Weiter sagt er:

Eines wissen wir, was der weiße Mann vielleicht eines Tages entdecken wird, unser Gott ist derselbe Gott. Ihr denkt nun vielleicht, dass ihr Ihn besitzt, so wie ihr unser Land zu besitzen trachtet;  aber das könnt ihr nicht. Er ist der Gott der Menschen, und Seine Barmherzigkeit gilt dem roten und dem weißen Mann gleichermaßen. Diese Erde ist Ihm wertvoll. Und der Erde zu schaden, heißt ihren Schöpfer zu verachten. Auch die Weißen werden vergehen; eher vielleicht als alle anderen Stämme. Verseucht euer Bett, und eines Nachts werdet ihr im eigenen Unrat ersticken. Aber in eurem Untergang werdet ihr hell strahlen, entflammt von der Kraft Gottes, der euch in dieses Land brachte und euch aus einem besonderen Grund die Herrschaft über dieses Land und den roten Mann gab. Dieses Schicksal ist uns ein Rätsel, denn wir verstehen es nicht, wenn alle Büffel geschlachtet, die wilden Pferde gezähmt, die geheimen Winkel des Waldes schwer vom Geruch vieler Menschen sind, und den Anblick vollendeter Hügel, verschandelt von sprechenden Drähten.

Wo ist das Dickicht?
Verschwunden.

Wo ist der Adler?
Fort.

Das Ende des Lebens und der Beginn des Überlebens.

Und dann, im letzten Teil seiner Ansprache, ein Aufruf, eine Warnung und Ermahnung an die Vertreter jener, die zum Kampf gekommen waren und sein Volk „besiegt“ hatten, um es in Reservate zu zwingen:

DIE ASCHE

Ihr müsst eure Kinder lehren, dass der Boden unter ihren Füßen die Asche eurer Großväter ist. Damit sie das Land achten, erzählt euren Kindern, dass die Erde reich ist an uns verwandtem Leben. Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehrten, dass die Erde unsere Mutter ist. Was immer die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde. Wenn Menschen auf die Erde spucken, bespeien sie sich selbst. Dies wissen wir: Die Erde gehört dem Menschen nicht, der Mensch gehört zur Erde. Das wissen wir. Alle Dinge sind miteinander verbunden wie das Blut, das eine Familie eint. Alle Dinge sind verbunden. Was auch immer die Erde befällt, befällt die Söhne der Erde.

Der Mensch hat das Netz des Lebens nicht gewoben: er ist nur ein Strang darin. Was immer er dem Netz antut, fügt er sich selbst zu.

DR

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Morgenwind

Rosemary Sutcliff
Morgenwind
Owins Weg in die Freiheit

Umschlag zum Buch 'Morgenwind', Rosemary Sutcliff, Verlag Freies Geistesleben

Originaltitel: Dawn Wind

Historischer Roman, der im 6. Jahrhundert spielt, die Entwicklung eines Heranwachsenden bis zu dessen 26. Lebensjahr schildert.

Zusammen mit seinem Vater und älteren Bruder begibt der 14-jährige Owin sich in die Schlacht gegen die Sachsen, die immer mehr Gebiete Britanniens erobern. Owin überlebt als einziger schwer verletzt. Ihm gesellt sich einer der britannischen Kriegshunde zu, der fortan sein ergebener Freund ist. Bald treffen die beiden die elternlose, fast verhungerte zwölfjährige Regina. Um das Lebens des kranken Mädchens zu retten, bringt Owin sie in die Obhut einer Bauernfamilie und erkauft ihr Überleben, indem er sich selbst als Sklave verdingt bei einem der verfeindeten Sachsen, der ihn auf sein fernab liegendes Gut mitnimmt.

Lange wird es dauern, bis er Regina wiedersieht. Das Buch beschreibt Owins inniges Verhältnis zu Pferden, zu Hunden und zu seinen Mitmenschen, denen er sich durch Hilfsbereitschaft verpflichtet fühlt. Furchtlos und selbstlos ist Owin, bleibt seinen Idealen immer treu.

Indem er stets das Beste aus seiner Sklavensituation macht, dabei jede Arbeit gewissenhaft verrichtet, gewinnt er das Vertrauen seines „Herrn“, der ihm schließlich die Freiheit schenkt.

Ein Buch, das Jungs und Mädchen gleichermaßen etwas bietet; denn Rosemary Sutcliff versteht es, neben den Beschreibungen von „Action“ und Kämpfen auch die damit einhergehenden Empfindungen, Gefühle und inneren Kämpfe sehr bewegend zu schildern.

Ab 12 Jahren.

Pu

Morgenwind ist die ergreifend erzählte Geschichte eines jungen Menschen, der seine Freiheit opfert, um anderen zu helfen. Dabei gewinnt er selbst innere Reife und letztendlich größere Frei
heit. (Verlagstext)

Von der gleichen Autorin: „Das Hexenkind“

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Die Sentinel

Peter Carter
Die Sentinel

Original: The Sentinels

Die Kriegsschiffe der Royal Navy kreuzen vor der Westküste Afrikas, um Sklavenhändlerschiffe abzufangen und deren „Fracht“ zu befreien, die nach Brasilien und den USA als Arbeitskräfte verkauft werden soll.

Auf dem Segelschiff „Sentinel“ ist der fünfzehnjährige Offiziersanwärter John Spencer dabei, der nicht nur den harten Dienst an Bord erlernt, sondern bald auch in Kampfhandlungen verwickelt wird.

Dem Autor gelingt es, die Charaktere sehr glaubhaft zu beschreiben, „die guten, die schlechten, die gleichgültigen, die Helden und die Schurken“ sowie deren Motive.

Drastisch beschrieben wird das Los der entführten Afrikaner, die angekettet wie Vieh behandelt werden.

Peter Carter schrieb dieses Buch „Zur Erinnerung an die Millionen von Afrikanern, die in die Sklaverei verschleppt wurden, und an die Tausenden von britischen Seeleuten der Royal Navy, die umkamen bei dem Versuch, sie zu befreien.“

Das Buch verdeutlicht auch, dass Richtersprüche ungerecht sein können, wobei Gerechte bestraft und Verbrecher freigesprochen werden.

Diese Erzählung erinnert mich auch an meinen damals dreizehnjährigen Klassenkameraden Jochen, der aufbrechen wollte, die Indianer zu befreien. Ähnliche Gefühle kommen auch beim Lesen von „Die Sentinel“ auf.

Ab 13 Jahren.

G.K.

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