Hector Malot
Nie mehr allein
Heimatlos
Französischer Originaltitel: Sans famille
Ab etwa 9 Jahren oder auch früher, wenn vorgelesen.
Der achtjährige Rémi kann nicht einschlafen und hört deshalb in dem Gespräch zwischen seiner geliebten
Mutter Barberin und Vater Barberin, dass Mutter Barberin nicht seine Mutter ist. Er ist ein Findelkind, höchstwahrscheinlich von reichen Eltern; denn als er gefunden wurde, trug er kostbare Kleidung.
Weil »der Junge nur Geld kostet«, wird er von Barberin an Vitalis, einen wandernden Artisten, verkauft. Damit beginnt ein Leben mit langen Fußreisen durch Wind und Wetter, Schicksalsschläge und glückliche Zeiten wechseln sich ab.
Den heutigen im Wohlstand aufwachsenden Kindern zeigt das Buch, wie ganz anders es Gleichaltrigen erging und ergehen kann. Die Leser erleben, was es bedeutet, nicht zu wissen, ob es morgen etwas zu essen geben wird und wo man trocken schlafen kann.
»Nie mehr allein« ist nicht nur eine Abenteuergeschichte. Es zeigt auch deutlich, welche Rolle Erwachsene spielen im Leben eines elternlosen und schutzlosen Kindes. Dazu die innere Stärke von Rémi, der sich nicht zwingen lässt zu üblem Tun, nie die Hoffnung und den Mut verliert und anderen gegenüber immer hilfsbereit ist.
Eine Freude zu lesen. Gute Charaktere.

Auch die Illustrationen von Charlotte Dematons (Ausgabe Verlag Urachhaus) berühren den Betrachter.
In deutscher Sprache erschien das Buch zunächst unter dem Titel »Heimatlos«. Verfilmt wurde es als »Das Findelkind«.
SK-RK-SO
Dieses Buch wurde »ganz streng« in die Leseliste meiner drei Töchter eingetragen … Alle waren zutiefst berührt. Eine hat geweint und sich lange damit nicht abfinden können, dass Rémi ein so schweres Los gehabt hat. Die anderen haben viele Warum-Fragen über das Leben des Knaben gestellt sowie über Kinder, die ohne Familie aufwachsen müssen. Es ist ein Emotionen weckendes Buch, welches das Herz des Lesers öffnet und mitfühlender macht.
SN
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Charles Dickens
Eine Weihnachtsgeschichte
Der Weihnachtsabend oder Eine Geistergeschichte zum Christfest
Originaltitel: A Christmas Carol in Prose, Being a Ghost-Story of Christmas
Eine jenseitige Seele erscheint einem Menschen in Fleisch und Blut. So geschieht es in Shakespeares „Hamlet“, worin der Prinz seinen ermordeten Vater sehen und hören kann.
Bei Dickens ist es der geschäftstüchtige, jedoch herzlose Ebenezer Scrooge. Ihm erscheint die Seele seines hinübergegangenen Geschäftspartners Jacob Marley, der wie ein Sträfling in schweren Ketten geht:
»Du bist gefesselt«, sagte Scrooge zitternd. »Sage mir, warum?«
»Ich trage die Kette, die ich während meines Lebens geschmiedet habe«, sprach der Geist. »Ich schmiedete sie Glied für Glied; mit meinem eigenen freien Willen lud ich sie mir auf, und mit meinem eigenen freien Willen trug ich sie. Ihre Glieder kommen dir seltsam vor?«
»Mein Geist ging nie über unser Geschäftskontor hinaus – merke wohl auf – im Leben blieb mein Geist immer in den engen Grenzen unserer schachernden Höhle…“
Dann erzählt Marley wie es ihm erging während der sieben Jahre nach seinem Erdentod:
»Die ganze Zeit ohne Frieden, ohne Ruhe und mit den Qualen unaufhörlicher Reue.
Gefangen und gefesselt durch das Nicht-Wissen, dass jeder, wenn er auch in einem noch so kleinen Kreise wirkt, dieses Erdenleben zu kurz finden wird, um alles Nützliche zu tun. Nicht zu wissen, dass Bedauern die missbrauchten Gelegenheiten eines Lebens nicht wiedergutmachen kann. Aber ich wusste es nicht, ach, so war ich!«
»Aber du warst immer ein guter Geschäftsmann, Jacob«, stotterte Scrooge zitternd, der jetzt anfing, das Schicksal des Geistes auf sich selbst zu beziehen.
»Geschäft!« rief der Geist, seine Hände abermals ringend. »Der Mensch wäre mein Geschäft gewesen! Das allgemeine Wohl wäre mein Geschäft gewesen! Barmherzigkeit, Versöhnlichkeit und Liebe, alles das wäre mein Geschäft gewesen!
»Wie es kommt, dass ich in einer dir sichtbaren Gestalt vor dich treten kann, das weiß ich nicht. Viele, viele Tage habe ich unsichtbar neben dir gesessen.«
Das war kein angenehmer Gedanke. Scrooge schauderte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Es ist kein leichter Teil meiner Sühne«, fuhr der Geist fort. »Heute Nacht komme ich zu dir, um dich zu warnen, da du noch die Möglichkeit hast, meinem Schicksal zu entgehen. Eine Möglichkeit und eine Hoffnung, die du mir zu verdanken hast.«
»Du bist immer mein guter Freund gewesen«, murmelte Scrooge. »Ich danke dir.«
»Drei Geister«, fuhr der Geist fort, »werden zu dir kommen.« Bei diesen Worten wurde Scrooges Angesicht fast so unglücklich wie das des Gespenstes.
»Ist das die Möglichkeit und die Hoffnung, die du genannt hast, Jacob?« fragte er mit bebender Stimme.
»Ja.«
»Ich – ich möchte lieber nicht«, sagte Scrooge.
»Ohne ihr Kommen«, sagte der Geist, »kannst du nicht hoffen, den Pfad zu vermeiden, dem ich nun folgen muß. Erwarte den ersten morgen früh, wenn die Glocke eins schlägt.« … ̶
Auf Scrooge wirkt Marley wie ein „Coach“, in Wirklichkeit ist er dessen jenseitiger geistiger Helfer. Marley will Scrooge helfen, damit dieser noch in diesem Erdenleben erkennen kann, was er ändern muss. Und Marley hat mittlerweile diese Fähigkeit zu helfen, weil er erstens den gleichen Fehler hatte wie Scrooge und zweitens seine Fehler bereut. Sein früheres nur auf das Materielle ausgerichtete und selbstsüchtige Denken sühnt Marley damit, dass er seit sieben Jahren schmerzlich miterlebt, wie sein ehemaliger Geschäftspartner Scrooge beständig weitere Glieder zu einer Kette schmiedet, die ihn auch nach dem Tod an das Irdische binden wird.
Wozu Dickens seinen Lesern verhelfen will, ist eine Erkenntnis, die er Scrooge in der Erzählung so formulieren lässt:
Der Lebensweg eines Menschen deutet auf ein bestimmtes Ziel hin, bei dem er enden muss, wenn er diesen weiter verfolgt…
aber wenn er diesen Weg verlässt, ändert sich auch das Ende.
Die von den drei angekündigten Geistern gezeigten Bilder aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bewirken, dass Scrooge nach Ansehen der drei Lebens-„Filme“ am nächsten Morgen sich in der Tat ändert, was seine Zukunft neu gestalten wird.
Dass dieser Wandel innerhalb einer Nacht vor sich geht, ist ungewöhnlich, aber warum nicht?
Pu/SO

Charles Dickens
DER GEIZ
Dieses Buch ist aktuell, auch in unseren modernen Zeiten, in welchen das „Scrooge“-Verhalten sich etabliert hat durch die Art wie im gesellschaftlichen Zusammenleben interagiert wird. Ein Verhalten, das offensichtlich auch die Beziehung zwischen den Nationen definiert: in erster Linie Eigennutz und Geschäftsungeist.
In der englischen Sprache ist das Wort „Scrooge“ oder die Redewendung „ein Scrooge sein“ geprägt von der Hauptperson dieser Erzählung, Ebenezer Scrooge.
Die Geschichte ereignet sich am Weihnachtsabend und in den frühen Morgenstunden des ersten Weihnachtsfeiertages. Am „Heiligabend“ wird Scrooge vom Geist seines vor längerem verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley aufgesucht. Nach dessen Erscheinen folgen drei weitere Geister: der Geist der Vergangenheit, der Geist der Gegenwart und der Geist der Zukunft.
DENN IHRE WERKE FOLGEN IHNEN NACH
Es ist eine lange Nacht, in der die Geister, sich abwechselnd, Ebenezer Scrooge auf eine tiefgreifende, nachdenklich stimmende Reise mitnehmen, ihm dabei Bilder zeigen aus seiner Vergangenheit, seiner Gegenwart und den Möglichkeiten für sein zukünftiges Lebens; denn „ihre Werke folgen ihnen nach“, wie der Geist seines Geschäftspartners Jacob Marley ihn vor diesen drei Erscheinungen bereits vorgewarnt hatte.
Es ist eine lange Nacht und eine Angst erregende Nacht. Als endlich der Weihnachtstag anbricht, ist Scrooge tatsächlich ein ganz anderer Mensch.
SIND DIE MISSSTÄNDE VERSCHWUNDEN?
Charles Dickens war ein großartiger Schriftsteller und Sozialkritiker im Viktorianischen Zeitalter. In seiner Erzählung bezieht er sich auf den Geiz und die sich immer mehr steigernde Gier während dieser Epoche, zeigte, was mit einem Menschen geschehen kann, der diese Charakterzüge sich völlig zu eigen macht.
Dickens sah voraus, wie die Marktwirtschaft sich in den folgenden Jahrzehnten entwickeln sollte. Er war ein großartiger Beobachter und Kommentator der Gesellschaft, er gebrauchte seine Feder, um viele dieser Missstände zu verbessern: Arbeitshäuser für die Armen in London, armselige hygienische Bedingungen, Schulverweigerung und Kriminalität unter den Jugendlichen und den Armen, usw.
Sind diese Missstände verschwunden aus der Gesellschaft, in der Dickens vor fast zweihundert Jahren lebte?
DR
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Thea Beckman
Karen Simonstochter
Originaltitel: Hasse Simonsdochter
Karen ist bereits als Kind äußerlich und innerlich anders als ihre Geschwister, hat es schwer zu Hause, fühlt sich glücklich allein draußen in der Natur. Als 15-jährige wird sie von drei Männern angefallen, vor deren Schändung sie der zufällig vorbeireitende Söldner- und Räuber-Hauptmann Jan van Schaffelaar bewahrt, in dem er einen erdolcht und zwei in die Flucht schlägt. Diese zwei zeigen Jan wegen Mordes an, behaupten er habe ihr Vieh stehlen wollen. Jans Darstellung glauben die Richter nicht, auch weil er den Namen der Zeugin nicht nennen kann. Er wird zum Tode verurteilt. Davon erfährt Karen zwei Tage vor der Hinrichtung. Unverzüglich begibt sie sich zum Platz der öffentlichen Enthauptung setzt alles daran, ihren Retter zu retten.
Der Leser erlebt die Unsicherheiten und Grausamkeiten des Mittelalters: Straßenüberfälle, Plünderungen, Söldner die für Geld töten sowie allgegenwärtigen Aberglauben, Ablassbrief-Verkäufe und Hexenverfolgungen durch Kirchendiener.
Da gibt es Verbrecher, die auch ehrenhaft handeln können, im Gegensatz zu vielen „ehrenhaften“ Bürgern, wie unter anderem die sehr angesehenen Kirchenglockengießer, die für jede Kriegspartei auch … Kanonen gießen, wenn sie nur dafür bezahlt werden.
Lebensgefährlich wird es für Karen, als ein fanatischer Dominikaner-Mönch nach der mittlerweile 18-jährigen sucht, weil er sie als Hexe verbrennen will. Nun ist die Zeit reif für den gleichaltrigen Gerd, der Karen von ganzem Herzen liebt und sie schützen will.
Ab 12 Jahre, mitreißend für Mädchen und Jungen und … Erwachsene.
Pu
Von der gleichen Autorin das Jugendbuch „Stadt im Sturm“
Zur Auswahl Kinderbücher
Ulf Nilsson / Eva Eriksson
Als Oma seltsam wurde
Schwedischer Originaltitel: „Farmos alla pengar“
Ab etwa 6 Jahren.
Jeden Donnerstag ist der kleine Junge bei seiner Großmutter. Aber an diesem Donnerstag erschrickt er, als seine Oma plötzlich fragt: »Wer bist Du?« Eines ist ihm klar: Ganz egal, was seine Großmutter in ihrem verwirrten Zustand tut, er wird sie beschützen. Mit Pfeil und Bogen.
Lehrreich und frisch geschrieben. Umrahmt mit etlichen froh stimmenden Illustrationen.
RK
Der Autor, Ulf Nilsson, schreibt aus eigenem Erleben:
Als ich klein war, wurde meine Oma plötzlich verwirrt. Mal ging es ihr etwas besser, mal etwas schlechter. Ich hatte Angst vor der Krankheit, denn ich verstand sie nicht. Auf so etwas vorbereitet zu sein, ist vielleicht ganz gut.
Als ich erwachsen war und meine Mutter alt, wurde sie plötzlich verwirrt. Eines Tages erkannte sie mich nicht wieder. Und sie versteckte ihr Geld, weil sie glaubte, ich würde es ihr nehmen.
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Lewis Wallace
Ben Hur
Originaltitel: Ben-Hur: A Tale of the Christ
Das im 19. Jahrhundert nach der Bibel meistgedruckte Buch „Ben Hur“ wurde von 1907 bis 2016 sechs Mal verfilmt! Das Pferdegespann-Rennen, im 11fach-oscarprämierten Film von 1959 der Höhepunkt, ist im Buch nur einer von vielen Höhepunkten.
Seine Verfilmungen übertrifft dieser historische Roman durch seine Breite und vor allem durch Tiefgang. Die Handlung kommt erst ab dem zweiten Kapitel von Teil 2 in Fahrt, um sich in Tempo und Spannung bis zum achten und letzten Buchteil zu steigern.
Dabei folgt der Leser der Entwicklung des Juden Ben Hur von seinem 17. bis 30. Lebensjahr. Auf Betreiben seines Jugendfreundes Messala, einem Römer, wird er unschuldig zu lebenslänglichem Rudern auf einer Kriegsgaleere verurteilt. Während eines Seegefechts rettet er den römischen Flotten-Kommandeur Quintus Arrius vor dem Ertrinken, wird von ihm adoptiert und kann später in Rom eine Wagenlenker- und Krieger-Ausbildung bekommen, um dann als Erbe seines Adoptivvaters unermesslich reich zurückzukehren in sein Heimatland.
Heimlich geht Ben Hur daran, drei Legionen an jüdischen Männern zu sammeln, bildet deren Hauptleute im Waffenführen und römischer Disziplin aus; denn er plant einen Aufstand, um seine Heimat von der römischen Herrschaft zu befreien. Dabei erwarten diese Männer, Jesus würde sich von ihnen als König der Juden krönen lassen, um sie endgültig von der Geißel der Römer zu befreien.
Befreien will Jesus die Menschen, jedoch von ihrer trägen Gottabgewandtheit und Unsittlichkeit, von Neid und Hass auf Nebenmenschen, von Sich-etwas-Besseres-Dünken und Eitelkeit. Er will die Menschen wieder zu Gott führen, von dem sie sich entfremden ließen durch das Diktat der Priester und die Irrlehren der Schriftgelehrten.
Die Legion der Galiläer will Jesus zu ihrem König „machen“, aber Er lässt das nicht mit sich machen. Im Gegensatz zu den meisten Priestern schürt Jesus keinen Hass gegen die Römer. Er will nicht irdische Macht oder „König“ der Juden werden. Deshalb wenden sich Menschen und „Volksmeinung“ wieder ab von Jesus, nachdem sie ihn zunächst mit jubelnden „Hosiannah“-Rufen in Jerusalem empfangen hatten. Sie fühlen sich in ihren selbstsüchtigen Wünschen enttäuscht und schreien:
„Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“
Da steht Ben Hur vor der Entscheidung seines Lebens, doch:
Kein Mensch kann voraussagen, was er tun würde, wenn plötzlich und unerwartet für ihn der Augenblick des Handelns kommt. Das Ereignis, auf das sich Ben Hur mehrere Jahre vorbereitet hatte, war plötzlich da. Der Mann, dessen Verteidigung er sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht hatte, war in Todesgefahr – und er war untätig.
Denn als es darum geht, den gefangenen Jesus zu befreien, um ihn vor dem Tod am Kreuze zu retten, sind seine Männer nicht bereit, es zu tun, weil sie sich von Jesus enttäuscht fühlen. Von Ben Hurs drei galiläischen Legionen sind allein zwei der Hauptleute ihrer Sache treu geblieben, während tausende Männer übergelaufen sind zu den Priestern, die Jesus hassen. So steht Ben Hur fast alleine da in seinem Wunsch, Jesus beizustehen, aber auch er fühlt sich zu schwach und beim Aufrichten des Hinrichtungskreuzes kommt ihm zunächst der Gedanke:
„Es ist Gottes Wille, dass es geschehen muss.“ Doch dann … hört er den ans Kreuz genagelten Jesus sagen: „Vater vergib ihnen; denn sie wissen nicht was sie tun!“
Worte, die ihn zweifeln lassen, dass es sich um ein von Gott geplantes Verbrechen am eigenen Sohn handelt. Auch Balthasar, Ben Hurs geistiger Mentor, weiß das Ereignis der Ermordung am Kreuz richtig einzuordnen:
Welch schrecklicher, welch furchtbarer Tag ist heute für die Welt!
Drei rote Fäden, die miteinander verschlungen sind, durchziehen das Buch:
Jesu Wirken und die Heilserwartungen der Menschen.
Ben Hurs Kampf um Freiheit gegen Messala und die Römer.
Die Frauen um Ben Hur: seine Mutter, seine jüngere Schwester sowie zwei junge Frauen, die ihn stark anziehen:
Esther, „im Verborgenen blühend“, selbstlos, still und bescheiden, von kindlich-reiner, zarter Schönheit, im guten Sinne passiv.
Daneben Iras, eine außerordentlich attraktive Schönheit mit sehr selbstbewusstem Auftreten, besonders intelligent. Mit ihrer Erscheinung weckt sie die Neu-Gier vieler Männer. Sie ist im unguten Sinn aktiv. Eine Frau, die ihr Netz spinnt, um den blind Verliebten für sich zu gewinnen.
„Iras besitzt große List, große Schönheit, aber sie hat kein Herz“ erkennt der lebenserfahrene Simonides, Ben Hurs väterlicher Freund und Vermögensverwalter. Gefragt, wie man Ben Hur vor dieser Frau warnen kann, antwortet er schlicht:
Ein Ertrinkender lässt sich retten, ein Verliebter niemals.
Für welche der Frauen wird Ben Hur sich entscheiden? Auch das wird realistisch beschrieben.—
Unterscheiden lernen musste ich beim Lesen, was den Naturgesetzen entsprechend möglich und was unmöglich ist: Also ein Ja zu Wunderheilungen. Aber wenn ein „Augenzeuge“ berichtet, dass aus Wasser Wein gemacht werden kann, dann nein!
Es sind nur wenige falsche Überlieferungen, die Lew Wallace ungeprüft aus der Bibel übernommen hat. Dafür beinhaltet dieser Roman so viele sehr starke Seiten, dass ich Lesern mit Unterscheidungsvermögen und Interesse an diesen Themen „Ben Hur“ als Buch sehr empfehle.
G. K.
Stellt sehr anschaulich dar, wie alle Priesterklassen stets versagten aufgrund ihres überheblichen Besserwissens, infolgedessen es ihnen an Einfachheit und Klarheit mangelte, derer es bedarf, um jede Offenbarung von Wahrheit oder die Wahrheit selbst erkennen zu können. Sie sahen sich als oberste Instanz in allen religiösen Belangen, die allein befugt war, die „Wahrheit“ zu verwalten und auszulegen. So konnten sie, als die Wahrheit tatsächlich kam, in aller Einfachheit, ̶ denn eben diese ist ihr Wesen ̶ sie nicht erkennen aufgrund des Befangenseins in ihren komplizierten religiösen Anschauungen und Gebräuchen.
Klar zeigt die Schilderung wie ein Volk, gesegnet und auserwählt vom Allmächtigen, und dem Er Seine Gesetze durch hochberufene Propheten hatte offenbaren lassen, trotzdem von dem Dunkel verführt werden konnte durch den Intellektualismus seiner Priesterkaste.
Die verwendete Sprache fand ich sehr gut. Tiefgründig die Gegenüberstellung der Charaktere von Iras und Esther. Auch interessant die Nebeneinanderstellung von Balthasar und Iras: Der Eine geleitet zur Krippe zur Geburt Christi und wiederum geführt, um die Kreuzigung mitzuerleben ̶ seine einzige Tochter jedoch gänzlich dem Dunkel zugewandt.
Sicherlich sehr empfehlenswert.
DR
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Hans-Wilhelm Smolik
Tierfreund in Not
Der siebzehnjährige Wolfart ist ein Kämpfer, er kann nicht ertragen, dass so viele Tiere leiden.
Der Schriftsteller hat so geschrieben, dass ich unbedingt wissen wollte, „wie geht es weiter?“ und nicht unterbrechen wollte.
R.K.
Als Wolfart wahrnimmt, wie viele Tiere leiden müssen, weil sie von Menschen nicht gut gehalten werden, dazu noch merkt, wie die Erwachsenen stumpf bleiben und nichts unternehmen, entschließt er sich, etwas zu tun, auch wenn er bei der geplanten Tierbefreiung gegen die irdischen Gesetze verstoßen sollte. Wie werden seine Mutter, seine Freundin Marta und seine Freunde sowie sein Arbeitgeber reagieren?
Einige wenige Worte des sehr engagierten Autors würden heutzutage als „politisch unkorrekt“ eingestuft, was für mich nichts daran ändert, dass sein Buch empfehlenswert ist. Ob sich ein Jugendbuch-Verlag findet, der dieses Buch leicht überarbeitet und aktualisiert in einer Neuauflage herausgibt?
Pu
Andere Bücher dieses Autors:
„Die große Frage des kleinen Purzellicht“
„Anton Knusperzahn, der Feldhamster“
„Näpfli – das rote Blutkörperchen“
„Wasser, Wind und Wolken“
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