Wir sind ein Teil der Erde / Die Erde gehört uns nicht

Häuptling Seattle
Wir sind ein Teil der Erde / Die Erde gehört uns nicht

Die Ansprache des Indianer-Häuptlings Seattle, der im neunzehnten Jahrhundert lebte, ist unter verschiedenen Titeln von mehreren Verlagen herausgegeben worden. Der Stammeshäuptling sprach vor einer Regierungskommission, die seinem Volk deren Land abkaufen wollte. Die berührende Botschaft in seiner Rede hat auch heutzutage nicht an Bedeutung eingebüßt.

Es muss am Rande gesagt werden, dass die Authentizität der Ansprache nicht durch Dokumente gesichert ist. Von diversen Quellen wird zwar von der Rede des Häuptlings berichtet, doch diese soll zunächst in der Lushootseed-Stammessprache gehalten, dann via Chinook ins Englische übersetzt worden sein. Die Worte, die Häuptling Seattle zugeschrieben werden, tragen unverkennbar den Stempel der Umweltbewegung, die in den 1970er-Jahren stark aufkam.

Obwohl wir nicht sicher sein können, dass Häuptling Seattle wortwörtlich so gesprochen hat, ist dies ein sehr wertvolles Buch, das Stoff zum Nachdenken und zu Gesprächen gibt, für jung und alt!

S.K.

Häuptlings Seattles Rede
Im Jahre 1854 machte der „Große weiße Häuptling“ in Washington, der Präsident der Vereinigten Staaten, den Suquamish-Indianern ein Angebot für das von ihnen bewohnte Land und versprach ihnen ein „Reservat“. Häuptling Seattles Antwort wurde als die schönste und tiefgründigste Aussage über das Naturverständnis bezeichnet, die jemals geäußert wurde.

Seattle war im 19. Jahrhundert ein Anführer der Suquamish im Washington-Territorium. Man betrachtet seine Rede als Antwort auf Gouverneur Isaac Stevens‘ Angebot zur Übergabe oder zum Verkauf von Land der Ureinwohner an weiße Siedler. Sie beschreibt die Ehrfurcht der Ureinwohner vor dem Leben und die Achtung vor der Eingebundenheit des Menschen in die Natur.

Später wurde die Stadt Seattle im U.S.-Staat Washington nach diesem großen Indianerhäuptling benannt.

Häuptling Seattle, als verantwortlicher und weiser Führer seines Volkes, glaubte an die Heiligkeit des von seinen Vorvätern ererbten Landes und an die Gemeinschaft mit allem, was darauf lebte: die Pflanzen und Tiere der Felder, das Wild in den Wäldern, den Bergen und den Wiesen und all die Blumen und Bäume, die darauf gediehen. In schwächerer Position als die neuen Eindringlinge, war er gezwungen, eine Einigung mit ihnen zu erzielen. Aber dabei gab er ihnen wichtige Ermahnungen zu dem Land mit und dazu, wie sie es behandeln sollten. Diese Rede war somit ein kraftvolles Plädoyer für den Naturschutz, dementsprechend jedes Kind und jeder Erwachsene reagieren sollte.

Heute, nach fast anderthalb Jahrhunderten, hallt der Inhalt seiner Botschaft sogar noch stärker nach, wie sich nach den folgenden Auszügen der Rede feststellen lässt:

DIESE ERDE IST KOSTBAR

Wie kann man den Himmel kaufen oder verkaufen – oder die Wärme der Erde? Diese Vorstellung ist uns fremd. Wenn wir die Frische der Luft und das Glitzern des Wassers nicht besitzen – wie könnt ihr sie von uns kaufen?

Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig.

Jede glitzernde Tannennadel, jeder sandige Strand, jeder Nebel in den dunklen Wäldern, jede Lichtung und jedes summende Insekt ist heilig in den Gedanken und Erfahrungen meines Volkes. Der Saft, der in den Bäumen aufsteigt, trägt die Erinnerung des roten Mannes.

Diese ersten Zeilen zeigen eine völlig andere Haltung seines Volkes zu materiellen Besitztümern im Kontrast zu einer Regierung, die von seinem Volk Land „kaufen“ will. Der Häuptling und sein Volk sehen die Natur und ihre Gaben in verschiedenen Erscheinungsformen als etwas, das der Mensch niemals besitzen kann – er kann sie für eine Zeit lang erhalten und nützen, treu verwalten mit Liebe und Wertschätzung. Wie aus dem Munde Häuptling Seattles vernommen, ist allein die Vorstellung, etwas wie „den Himmel und den Regen und den Wind“ zu besitzen, völlig absurd.

Kann eine auf solchen Grundlagen erbaute Zivilisation wirklich überdauern? Ich stelle diese Frage, die durch diese einleitenden Worte in der Luft zu liegen scheint.

Die Luft ist kostbar für den roten Mann, denn alle Dinge teilen denselben Atem – das Tier, der Baum, der Mensch, sie alle teilen denselben Atem. Der weiße Mann scheint die Luft, die er atmet, nicht zu bemerken. Wie ein Mann, der seit vielen Tagen stirbt, ist er abgestumpft gegen den Gestank. Aber wenn wir euch unser Land verkaufen, müsst ihr in Erinnerung behalten, dass die Luft uns kostbar ist, dass die Luft ihren Geist teilt mit all dem Leben, das sie erhält. Der Wind, der unserem Großvater den ersten Atem gab und auch seinen letzten Seufzer empfängt. Und wenn wir euch unser Land verkaufen, so müsst ihr es als etwas Besonderes und Geweihtes erhalten, als einen Ort, wo auch der weiße Mann spürt, dass der Wind süß duftet von den Wiesenblumen.

Weiter sagt er:

Eines wissen wir, was der weiße Mann vielleicht eines Tages entdecken wird, unser Gott ist derselbe Gott. Ihr denkt nun vielleicht, dass ihr Ihn besitzt, so wie ihr unser Land zu besitzen trachtet;  aber das könnt ihr nicht. Er ist der Gott der Menschen, und Seine Barmherzigkeit gilt dem roten und dem weißen Mann gleichermaßen. Diese Erde ist Ihm wertvoll. Und der Erde zu schaden, heißt ihren Schöpfer zu verachten. Auch die Weißen werden vergehen; eher vielleicht als alle anderen Stämme. Verseucht euer Bett, und eines Nachts werdet ihr im eigenen Unrat ersticken. Aber in eurem Untergang werdet ihr hell strahlen, entflammt von der Kraft Gottes, der euch in dieses Land brachte und euch aus einem besonderen Grund die Herrschaft über dieses Land und den roten Mann gab. Dieses Schicksal ist uns ein Rätsel, denn wir verstehen es nicht, wenn alle Büffel geschlachtet, die wilden Pferde gezähmt, die geheimen Winkel des Waldes schwer vom Geruch vieler Menschen sind, und den Anblick vollendeter Hügel, verschandelt von sprechenden Drähten.

Wo ist das Dickicht?
Verschwunden.

Wo ist der Adler?
Fort.

Das Ende des Lebens und der Beginn des Überlebens.

Und dann, im letzten Teil seiner Ansprache, ein Aufruf, eine Warnung und Ermahnung an die Vertreter jener, die zum Kampf gekommen waren und sein Volk „besiegt“ hatten, um es in Reservate zu zwingen:

DIE ASCHE

Ihr müsst eure Kinder lehren, dass der Boden unter ihren Füßen die Asche eurer Großväter ist. Damit sie das Land achten, erzählt euren Kindern, dass die Erde reich ist an uns verwandtem Leben. Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehrten, dass die Erde unsere Mutter ist. Was immer die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde. Wenn Menschen auf die Erde spucken, bespeien sie sich selbst. Dies wissen wir: Die Erde gehört dem Menschen nicht, der Mensch gehört zur Erde. Das wissen wir. Alle Dinge sind miteinander verbunden wie das Blut, das eine Familie eint. Alle Dinge sind verbunden. Was auch immer die Erde befällt, befällt die Söhne der Erde.

Der Mensch hat das Netz des Lebens nicht gewoben: er ist nur ein Strang darin. Was immer er dem Netz antut, fügt er sich selbst zu.

DR

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Morgenwind

Rosemary Sutcliff
Morgenwind
Owins Weg in die Freiheit

Umschlag zum Buch 'Morgenwind', Rosemary Sutcliff, Verlag Freies Geistesleben

Originaltitel: Dawn Wind

Historischer Roman, der im 6. Jahrhundert spielt, die Entwicklung eines Heranwachsenden bis zu dessen 26. Lebensjahr schildert.

Zusammen mit seinem Vater und älteren Bruder begibt der 14-jährige Owin sich in die Schlacht gegen die Sachsen, die immer mehr Gebiete Britanniens erobern. Owin überlebt als einziger schwer verletzt. Ihm gesellt sich einer der britannischen Kriegshunde zu, der fortan sein ergebener Freund ist. Bald treffen die beiden die elternlose, fast verhungerte zwölfjährige Regina. Um das Lebens des kranken Mädchens zu retten, bringt Owin sie in die Obhut einer Bauernfamilie und erkauft ihr Überleben, indem er sich selbst als Sklave verdingt bei einem der verfeindeten Sachsen, der ihn auf sein fernab liegendes Gut mitnimmt.

Lange wird es dauern, bis er Regina wiedersieht. Das Buch beschreibt Owins inniges Verhältnis zu Pferden, zu Hunden und zu seinen Mitmenschen, denen er sich durch Hilfsbereitschaft verpflichtet fühlt. Furchtlos und selbstlos ist Owin, bleibt seinen Idealen immer treu.

Indem er stets das Beste aus seiner Sklavensituation macht, dabei jede Arbeit gewissenhaft verrichtet, gewinnt er das Vertrauen seines „Herrn“, der ihm schließlich die Freiheit schenkt.

Ein Buch, das Jungs und Mädchen gleichermaßen etwas bietet; denn Rosemary Sutcliff versteht es, neben den Beschreibungen von „Action“ und Kämpfen auch die damit einhergehenden Empfindungen, Gefühle und inneren Kämpfe sehr bewegend zu schildern.

Ab 12 Jahren.

Pu

Morgenwind ist die ergreifend erzählte Geschichte eines jungen Menschen, der seine Freiheit opfert, um anderen zu helfen. Dabei gewinnt er selbst innere Reife und letztendlich größere Frei
heit. (Verlagstext)

Von der gleichen Autorin: „Das Hexenkind“

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Die drei Lichter der kleinen Veronika

Manfred Kyber
Die drei Lichter der kleinen Veronika

 

„Die drei Lichter der kleinen Veronika“ hat mich schon als Kind sehr beeindruckt, als es mir meine Mutter vorlas. Es gehört für mich zu den starken Eindrücken meiner Kindheit.

Ein beeindruckendes Buch auch für Jugendliche und Erwachsene. Es kann dem Leser starke und wichtige Eindrücke geben.  Tiefsinnig, also anders als gewohnt werden hier Lebensläufe in ergreifender und natürlicher Weise geschildert, die auch über das irdische Leben hinausgehen.

Insbesondere das Leben und der Werdegang der kleinen Veronika bis zu ihrem frühen Hinübergehen, ebenso wie das Wirken ihres Mentors Johannes Wanderer in einfühlsamer und edler Weise „im Garten der Geister und im Haus der Schatten“, wie es im Buch bezeichnet wird.

Dennoch gleitet das Buch so gut wie nicht ab in mystische oder fantastische Bereiche; sondern bleibt meist klar und wirklich.

Es gibt meines Erachtens in diesem Buch nur wenige Kritikpunkte, die mir damals als Kind und später als Jugendlicher nicht so klar wurden oder auf Unverständnis stießen, die mir aber jetzt beim erneuten Lesen auffallen:

Im Klappentext des Buches wird angekündigt, dass es „mehr als nur ein esoterisch-fantastisches Märchen“ sei. Richtig, aber nur, wenn man die Schilderung des Wanderverkäufers Aron Mendel, der angeblich hier seine „Bürde“ für einen anderen Menschen trägt und auch die erzählte Begegnung Veronikas nach ihrem Ableben mit Jesus weglässt, also dann aus meiner Sicht nicht in eine ungünstige Richtung geht an einem Punkt, wo man schon weiter als sonst gekommen ist. Immerhin wird dann in dem Buch sogar erklärt, dass es gegen das Gesetz verstoße, die Schuld eines anderen Menschen auf sich zu nehmen. Der Leser möge sich auch fragen: Kann man Jesus im Jenseits treffen? Warum sollte Jesus jetzt in das irdische Leben eingreifen?

Es bedarf also eines wachen Geistes, einer regen Empfindung, wie auch bei anderen aufbauenden Büchern, Filmen und Erzählungen, um nicht nur aufzunehmen, sondern auch mit der eigenen Empfindung alles Gebotene stets abzuwägen.

Dann hat dieses Buch von Manfred Kyber überwiegend viele gute Seiten und ist geeignet, den Leser innerlich zu heben durch eine schöne edle Sprache und auch im Inhalt durch das Bemühen der handelnden Personen nach innerer seelischer Reifung, ohne zu schweben, also im praktischen irdischen Leben. Auch begegnen wir hier ganz zwanglos und natürlich dem Wirken der Tiere und des Elementaren, also den Naturwesen, die den meisten Menschen jetzt leider nicht mehr spürbar sind.

Das Büchlein ist zum ersten Mal erschienen im Jahre 1929, aber heute noch in Neuauflagen erhältlich und hat nur 170 Seiten, in der Form eines Bildungsromans, von dem auch noch viele heutige jüngere, aber auch ältere Menschen inneren Gewinn schöpfen können.

Es gehört zu den Büchern, die uns Mut und Kraft zu einem erfüllteren Leben geben können, besonders heutzutage in einer Zeit der Grobheit, Oberflächlichkeit, Äußerlichkeiten und der oft verrohten Nur-Gefühle. Die zweite Person der Handlung, Johannes Wanderer gerät dann auch in den Strudel von „romantischen“ Ereignissen und die Handlung droht dadurch abzugleiten.  Doch wird an diesem Punkte überzeugend aufgezeigt, wie hier stellvertretend für uns, Johannes Wanderer auch in solchen schwierigen Momenten seinen klaren Empfindungen folgen kann und somit sein inneres Ziel nicht verlieren muss.

S.D.

Vom selben Autor: „Neues Menschentum“

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Benjamin Franklin (Von einem, der auszog, die Welt zu verändern)

Demisch, Ernst-Christian
Benjamin Franklin
Von einem, der auszog, die Welt zu verändern

Benjamin Franklin (1706 – 1790) –  Wer kennt denn nicht seinen Namen, zumindest aus dem Geschichtsunterricht als Mitwirkender an der amerikanischen Verfassung und Erfinder des Blitzableiters? Doch so viel mehr fruchtbares Schaffen ist zu würdigen:

Er war Buchdrucker, Zeitungsverleger, Schriftsteller, Generalpostmeister, Akademiegründer, Stifter, Staatsmann, vielseitiger Erfinder, Reformer, Berater, Impulsgeber, Wohltäter …

Die meisten seiner Erfindungen, sozialen Einrichtungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse haben bis zum heutigen Tage Bestand.  Der weltoffene Lebenspraktiker wurde auch in Europa sehr verehrt.

Wie ist es möglich, dass dieser Mann, in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, innerhalb einer Lebensspanne in so vielen verschiedenen Bereichen erfolgreich wirken konnte?   

Dieser Frage geht der Autor in der für jugendliche Leser spannend zusammengefassten Lebensgeschichte nach:

Anschaulich schildert er den Werdegang. Der wissensdurstige, wache Junge entwickelt sich nach den Begegnungen mit prägenden Vorbildern und Förderern zur eigenständig denkenden und handelnden Persönlichkeit.

Zeitlebens bemüht sich Benjamin Franklin um Selbstvervollkommnung. So stellt er sich schon in seiner Jugend die Aufgabe, schwächende Gewohnheiten abzulegen und sich 13 Tugenden anzueignen,  indem er sich ganz praktisch einen genauen Übungsplan ausarbeitet. Von Rückschlägen lässt er sich nicht entmutigen, er lernt aus den Erfahrungen und steht für die Folgen ein.

Dies gelingt umso besser mit einer warmherzigen, tüchtigen Frau an seiner Seite. Deborah schafft ein gemütliches Heim für die wachsende Familie und führt während der oft Jahre dauernden Reisen ihres Mannes umsichtig die Geschäfte weiter.

Die Kultivierung seiner Umgebung liegt Franklin besonders am Herzen.  Ein Freundeskreis bildet sich zum „Club des guten Willens“, in dem viele wertvolle Ideen geboren und umgesetzt werden.

Nützlich zu sein, sich für seine Mitmenschen einzusetzen, ihnen das Leben zu erleichtern und es zu bereichern, ist Franklins innerster Antrieb. Sein tiefer Glaube lässt ihn ohne Frömmelei dienen.

Ohne großes Aufsehen wirkte er einfach durch seine Lebenshaltung und durch vorbildliches Tun auf seine Umgebung und bemühte sich, möglichst aus dem Verborgenen heraus zu helfen. Selbstlos stellte er seine Fähigkeiten und Geistesgaben der Allgemeinheit zur Verfügung.

Dieser Einblick in das Lebenswerk eines vorbildlichen Menschen ist für jugendliche Leser gut geeignet. Die Gegebenheiten der damaligen Zeit werden einfach geschildert und die politischen Ereignisse zum Verständnis der Zusammenhänge kurz umrissen. 

Biografie / Sachbuch, ab 12 Jahren.

MW

Welche Gedankengänge Benjamin Franklin bereits als jungen Mann bewegten, zeigt der Text, den der Einundzwanzigjährige für seine eigene Grabinschrift vorbereitet hatte:

Hier ruht
der Leib des Benjamin Franklin, eines Druckers
gleich dem Einband eines alten Buches,
dessen Inhalt herausgerissen
und das seiner Beschriftung und Vergoldung beraubt wurde,
den Würmern zur Speise.
Doch das Werk wird nicht verloren sein,
denn es wird (wie er glaubte) noch einmal erscheinen,
in einer neuen und schöneren Ausgabe,
verbessert und ergänzt
vom Verfasser.

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Krieg und Frieden

Tolstoi, Lew
Krieg und Frieden

Original: Война и миръ

Dieser historische Roman von Lew Tolstoi spielt von 1801 bis 1820, beschreibt aus der russischen Perspektive den Angriff von Napoleons Heer auf andere europäische Länder und insbesondere auf Russland.

Hauptpersonen sind vor allem adlige Familien, aber nebenher bekommen wir auch Einblicke in das Leben von leibeigenen Bauern, Hausangestellten, Soldaten und Kosaken.

Episoden aus dem Krieg und aus dem Gesellschaftsleben in Moskau und St. Petersburg wechseln sich ab, wobei es auch in der „Society“ Krieg und Frieden gibt; denn in den gesellschaftlichen Kreisen geht es wie beim Militär darum, strategische Entscheidungen zu treffen, nur befinden diese sich auf anderen Gebieten.

In beiden “Welten” gibt es Menschen, die ohne viel nachzudenken tun, was durch Brauch und Gepflogenheiten von ihnen verlangt wird.

Lichtblicke sind jene Menschen, die den Mut besitzen, von gebahnten Wegen abzuweichen oder  nach früheren falschen Entscheidungen umzukehren.

Männer besitzen eine viel größere Freiheit als die Frauen, aber wo bei einer ehelichen Verbindung keinerlei Berechnung, sondern gegenseitige Seelen-Liebe besteht, kann die Frau den Mann auf vielen Gebieten auf ein höheres Niveau heben.

Treffend ist die Darstellung Napoleons und des außerhalb Russlands nicht sehr bekannten russischen Generals Kutuzov. Tolstoi beschließt diese charakterliche Gegenüberstellung mit den Worten:

… es gibt keine Größe da, wo es keine Einfachheit, Güte und Wahrheit gibt!


Dem von vielen Menschen für „groß“ angesehenen Napoleon fehlt diese charakterliche Größe.—

Ein großartiger epischer Roman, weit mehr als nur eine Erzählung von Geschehnissen.

Die Charaktere, wie Menschen sich verändern können (oder eben nicht), werden vortrefflich beschrieben. Wer dieses in vielerlei Hinsicht große Buch ganz gelesen hat, kann sich bereichert fühlen.

S.K.

Vom gleichen Autor: „Auferstehung“ und „Der Tod des Iwan Iljitsch“

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Das Lied der Arve

Edda Singrün-Zorn
Das Lied der Arve
Das Leben eines begnadeten Geigenbauers

Schöner Buchumschlag von "Das Lied der Arve - Das Leben eines begnadeten Geigenbauers": Auf einem Tisch liegt eine Geige, in der sich das Licht spiegelt.

VON DER KINDLICH-REINEN SEELE, DIE ES BIS INS HOHE ALTER BLEIBT

Ein Buch der leisen Töne für Leser und Hörer, die dafür Ohren haben. „Inwendige Ohren“ wie Ambrosius Bartholomäus Schneehauser sie seit seiner Kindheit hat. Das Holzbauern-Kind schnitzt mit sechs Jahren seine erste Flöte, entdeckt seine Liebe zur Musik und wünscht Geigen bauen zu lernen. Als Geigenbauer bringt Ambrosius es zur Meisterschaft, bereist zur Weiterbildung Italien, Frankreich, die Niederlande und Norddeutschland, bis er schließlich zum elterlichen Berghof zurückkehrt, um dort seine Werkstatt einzurichten.

Ein Buch bei dem allein gute Gedanken aufkommen, mit Feingefühl in einer klaren, schönen Sprache geschrieben. Frauen hatten es mir empfohlen, daher wollte ich wissen, was so gut daran sein sollte.

Von der Lebensweise des Kindes, Jünglings und Mannes konnte ich mir einiges abschauen: sein Verhältnis zur Natur, zu seinen Mitmenschen und zu Gott. Wem er zu danken hat, weiß er von jung an. Seine Eltern und er vertrauen in allen Lebensbereichen auf die Kraft der Gebete.

Während seiner beruflichen Wanderschaft spielt Ambrosius allein für sich in den Dünen am Meer Geige, als Amélie mit ihren „inwendigen“ Ohren ihn hört. Kurz sprechen sie miteinander, bevor die gegenseitige Liefe auf den ersten Ton und Blick für siebzehn Jahre durch Krieg und Schicksal auseinandergerissen, doch durch die Kraft der Gebete und ihrer Liebe wieder zusammengeführt wird.

G.K.

Selten so ein schönes Buch gelesen. So rein. Und so typisch deutsch … (bin Niederländerin), unter anderem mit Gespür für Handwerk, Natur und Häuslichkeit. Es ergreift mich tief mit einer Wehmut.

EvR

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