Freund oder Feind

Michael Morpurgo
Freund oder Feind

Originaltitel: Friend or Foe

England während des Zweiten Weltkriegs: Aufgrund der ständigen Bombenangriffe auf London werden Schulkinder aufs Land evakuiert, wo keine Angriffe zu erwarten sind. Die beiden Klassenkameraden David und Tucky werden auf dem kleinen Bauernhof von Mr. Reynold und dessen französischer Ehefrau liebevoll aufgenommen.  Eines Abends beobachten die Kinder wie ein deutsches Kampfflugzeug hinter den Hügeln abstürzt. Sie begeben sich ins Moor auf die Suche nach eventuellen Überlebenden. Dabei stürzt David in den reißenden Fluss, ist schon am Ertrinken, als ein deutscher Pilot ihn aus dem Wasser herauszieht und rettet.

Der Pilot, der auch englisch spricht, bittet die Jungs ihm und seinem schwerverletzten Luftwaffen-Kameraden zu helfen, fragt sie, ob sie etwas Essen sowie zwei warme Decken besorgen können.

Wie sollen David, dessen Vater im Krieg gefallen ist, und Tucky entscheiden? Den beiden hilfesuchenden „Feinden“ helfen oder sie an die britische Polizei verraten? Werden das Vorurteil und die Abneigung stärker sein als Verständnis und Hilfsbereitschaft?

Eine spannende, kurze und überzeugende Lektüre mit vielen guten Charakteren. Sehr empfehlenswert. Ab 11 Jahre.

GK

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Elefantenwinter
Folge dem Weg der Schwalbe

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Folge dem Weg der Schwalbe

Michael Morpurgo
Folge dem Weg der Schwalbe

Originaltitel: Dear Olly

Olly und ihr älterer Bruder Matt, ein Abiturient, beobachten seit Wochen Schwalben, die bei ihnen in der Garage ein Nest gebaut haben und brüten.

Eines Tages verrät Matt seiner jüngeren Schwester, dass er doch nicht studieren, sondern die Menschen glücklich machen will.

Olly, ich will ein Clown werden und zwar ein echter Clown. Und jetzt weiß ich auch, wo ich arbeiten will. Ich will dorthin, wo meine Schwalben ziehen. Ich gehe nach Afrika.

Über diese Entscheidung sind die Verwandten erschrocken, doch Matt lässt sich nicht abhalten, er findet Arbeit in einem Waisenhaus in Afrika, in einer Gegend mit Landminen, wo der Krieg gewütet hat.

Und auch eine der jungen Schwalben aus dem Nest begleiten die Leser auf ihrem Flug ins Winterquartier nach Afrika.

Eine sehr gute Geschichte, die in Europa und Afrika spielt. Morpurgo ist in seiner einfachen Schreibweise ein großartiger Erzähler.

Dazu sehr passend die Illustrationen von Christian Birmingham.

Ab 12 Jahren. Kann an einem Tag gelesen werden.

GK

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Elefantenwinter

Michael Morpurgo
Elefantenwinter

Englischer Originaltitel: An Elephant in the Garden

Ein Elefant und vier Menschen im Schnee auf der Flucht. Im Hintergrund Bomber über der Stadt Dresden.
Bunter Buchumschlag zu Michael Morpurgos "Elefantenwinter" in der Ausgabe des Aladin-Verlages

Dresden wird in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs durch Bomberverbände der Royal Air Force in Schutt und Asche gelegt, es gibt tausende von Toten.

Peter, ein einundzwanzigjähriger kanadischer Funker, hat als einziger den Abschuss seines Flugzeuges überlebt und versteckt sich in der Scheune eines verlassenen Bauernhofs. Dort treffen ihn die ausgebombte sechzehnjährige Elisabeth, ihr neunjähriger Bruder Karl und deren resolute Mutter, die als Tierpflegerin das Elefantenfräulein Marlene aus dem Zoo retten konnte und mit sich führt.

Die Mutter sieht in Peter den bösen Feind und Mörder, ihr Sohn in ihm sehr bald einen Freund und Elisabeth verliebt sich erstmals richtig in einen Mann, der jedoch angeblich der Feind sein soll.

Der Kanadier, der aufgrund seiner deutschsprachigen Mutter deutsch versteht und spricht, hat einen Kompass bei sich und will damit in eine Gegend, wo die Amerikaner bereits auf ihrem Vormarsch sind. Auch die dreiköpfige Familie will Richtung Westen auf der Flucht vor der anrückenden Sowjetarmee.

Somit sind die vier aufeinander angewiesen und begeben sich auf den wochenlangen Fußweg. Wie ihnen das Elefantenmädchen immer wieder dabei hilft, wird sehr lebendig und realistisch geschildert.

Das Buch ist eine Liebes-, Kriegs-, Jugend- und Tiererzählung, alles in einem.

Ab 12 Jahre

GK

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Achtung! Bissiges Wort!

Edith Schreiber-Wicke / Carola Holland
Achtung! Bissiges Wort!

Die Hauptrolle in dieser Geschichte spielt ein Wort. Worte können viel mehr, als man denkt. Sie können streicheln und wärmen. Löwenmutig machen und quietschvergnügt. Sie können aber auch beißen. Und Freunde beißt man nicht.
(Edith Schreiber-Wicke, Autorin)

© Text: Edith Schreiber-Wicke, Illustration: Carola Holland, Thienemann Verlag

In ihrem Ärger, ihrer Wut wirft Laura ihrem Freund Leo ein übles Wort an den Kopf…

Das bissige Wort nimmt eine bissige Form an, die Leo nicht nur spüren, sondern auch sehen kann.

Von nun an wird Leo von dem bissigen Wort-Phantom verfolgt und weil Leo ständig darüber grübelt, wird das Phantom größer und größer.

Wie es Leo und Laura endlich gelingt, das bissige Wort-Phantom wieder aus der Welt zu schaffen, wird kindgerecht erzählt und illustriert.

Die Bilder zu dieser Geschichte zeigen, was man sonst nicht sieht. Wie sich so ein boshaftes Wort benimmt, wenn es erst einmal gesagt ist. Sich wichtig macht, überall einmischt und sogar allerbeste Freundschaften stört. Besser, man lässt es gar nicht erst los …
(Carola Holland, Illustratorin)

Was das Buch bei Kindern und Erwachsenen bewirken kann?
Wer zu Beleidigungen neigt, wird angeregt, keine Wut-Gebilde mehr zu formen, sondern stattdessen Schönes.
Und wer schnell verletzt oder beleidigt ist, lernt aus dem Buch wie mit dem Übel umzugehen, um es schnell los zu werden.

G.K.

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Paul Perle – Das Geheimnis der Perle

Marion Leinfelder
Paul Perle
Das Geheimnis der Perle

Paul Perle ist ein ganz besonderes Kerlchen. Paul Perle ist ein Mobbel. Bislang hat noch kein Mensch je einen Mobbel gesehen, denn Mobbels gibt es nur sehr, sehr selten. Sie leben im Verborgenen, in der stillen Tiefe des Waldes …

So beginnt die Erzählung. Und eines Tages wagt Paul Perle sich aus der stillen Tiefe des Waldes hinaus in die Welt der Menschen, wo er gute und nicht so gute Leute trifft. Dabei vertraut er auf die Kraft der Liebe, Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Eines seiner Glücksrezepte ist:

Schenken macht glücklich!

Doch dabei begibt er sich selbst in große Gefahr … Aber wahre Freunde halten zusammen und helfen ihm! –

Ein märchenhafte Geschichte für Klein und Groß. Gemütvoll die Illustrationen von Marion Leinfelder, die uns die Geschichte erzählt. Sie legt auch Wert auf Ökodruckfarben, Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft, 100% Ökostrom und … je Buchdruckauftrag wird ein Baum gepflanzt!

Paul Perle hat viele Freunde. Es sind die Tiere des Waldes …

„Bist du Ida?“
Da blickt ihn das Kind mit ihren himmelblauen Augen an und reicht ihm die kleine Hand.

*

Im hinteren Teil des Buches gibt es Leerseiten, die ein Kind anregen etwas zu tun, wenn da steht:

Paul Perle möchte auch dein Freund sein.
Male für ihn, was dir in deiner Welt besonders gut gefällt.

Oder auf der folgenden Seite mit viel weißer Fläche:

Du kannst immer und überall „Perlen“ verschenken!
Wem kannst du helfen oder eine Freude machen? Schreibe oder male!

Dass es sich um ein besonderes Kinderbuch handelt, wird sofort am Umschlag ersichtlich, in dem etwas steckt und strahlt: eine Perle!

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Gefährten (War Horse)

Michael Morpurgo
Gefährten

 

Originaltitel: „War Horse“

Millionen Menschen werden im Ersten Weltkrieg getötet und mit, neben oder unter ihnen Millionen Pferde, die es ebenfalls gegen Maschinengewehre, Granaten und Panzer aufnehmen sollen.

Stellvertretend für seine zwei- und vierbeinigen Leidensgenossen erzählt das Kriegspferd Joey von seinen Freuden und Schrecken.

Auf einem Bauernhof in der englischen Grafschaft Devon wachsen der dreizehnjährige Albert und sein geliebtes Pferd Joey auf. Als der Krieg erklärt wird, verkauft Alberts Vater Joey an die britische Kavallerie.

Das Pferd Joey hat während vier Jahren Krieg in Frankreich Berührung mit Briten, Deutschen und Franzosen. Auf allen Seiten finden sich Menschen, die versuchen dem Pferd Gutes zu tun, solche die ihre Menschlichkeit bewahrt und Tierliebe zeigen, auch unter extremen Bedingungen, ständig Verletzung, Verstümmelung und den Tod vor Augen.

Joey wird zunächst als Reitpferd eingesetzt, wobei er als Schnellster bei Angriffen stets in der ersten Reihe dabei ist und – als sein Reiter Captain Nicholls erschossen wird – von deutschen Soldaten übernommen wird. Mit seinem Freund, dem starken Rappen Topthorn, mit Heinie, Coco und zwei Haflingern bilden sie ein Zuggespann, das schweres deutsches Kriegsgerät zu ziehen hat. Später wird Joey zu Verwundeten-Transporten eingesetzt.

Das Pferd unterscheidet nicht zwischen Briten, Deutschen oder Franzosen, nicht nach Farbe der Uniformen oder Form der Stahlhelme, sondern wie die Menschen sich ihm gegenüber verhalten.

Als Joey im umkämpften Niemandsland, zwischen den deutschen und britischen Schützengräben, in Panik sich im Stacheldraht verhängt und am Boden liegend sich nicht mehr selbst befreien kann, versuchen ein deutscher und ein britischer Soldat gemeinsam, das schwerverletzte Tier zu befreien. In diesen Momenten zeigt sich, wie die Liebe zum Mitgeschöpf die todbringenden Waffen auf beiden Seiten wenigstens eine Zeitlang ruhen lässt.

Joey gewinnt zu einigen „seiner“ Menschen große Zuneigung: zum jugendlichen Albert, mit dem er auf dem Bauernhof aufwächst, zu Captain Nicholls, der ihn als Armeepferd kauft. Dann zu den deutschen Rudi und Friedrich sowie zum französischen Mädchen Emilie und ihrem Großvater.

Besonders gut geschildert wird der Unterschied seiner verschiedenen Reiter, so wie das Pferd es spürt:

Corporal Samuel Perkins (mein Ausbilder in der Armee) war ein harter, verbissener kleiner Mann, ein ehemaliger Jockey, dessen einziges Vergnügen die Macht zu sein schien, die er über ein Pferd ausüben konnte. Er ritt streng und mit harter Hand. Peitsche und Sporen waren bei ihm nicht nur zur Zierde da… Ich selbst hatte sehr wohl einen gewissen Respekt vor ihm, der jedoch auf Furcht und nicht auf Liebe gründete.

Mein einziger Trost in diesen ersten Tagen der Ausbildung waren die Besuche von Captain Nicholls jeden Abend. Er allein schien die Zeit zu haben, mich zu besuchen und mit mir zu reden, wie Albert es einst getan hatte. Er setzte sich mit einem Skizzenbuch auf den Knien auf eine Kiste in einer Ecke meiner Box, sprach zu mir und zeichnete mich dabei.—

*

Kavallerist Warren war kein guter Reiter – das spürte ich schon, als er zum ersten Mal auf mich stieg. Er ritt hölzern und hing schwer im Sattel. Er hatte weder die Erfahrung und Sicherheit von Corporal Perkins noch die Finesse und das Einfühlungsvermögen von Captain Nicholls. Er schaukelte ungelenk im Sattel hin und her und ritt mich immer mit zu festem Zügel, so dass ich gezwungen war dauernd  mit dem Kopf zu schlagen, um ihn zu lockern. Doch kaum war er aus dem Sattel gestiegen, war er der freundlichste Mensch. Er pflegte mich sehr umsichtig und wohlwollend und versorgte rasch meine vielen schmerzenden, vom Sattel wunden und aufgescheuerten Stellen, für die ich besonders anfällig war. Er kümmerte sich um mich, wie kein anderer es je getan hatte, seit ich mein Zuhause verlassen hatte. Es war diese liebevolle Zuwendung, die mich während der nächsten Monate am Leben halten sollte.—

Militär-Pferdeärzte und Tier-Sanitäter versuchen zu helfen, zu retten, Leid zu lindern. Als Joeys bester vierbeiniger Freund Topthorn durch das Zuviel an Belastung zusammenbricht, spricht der Tierarzt den umstehenden Offizieren und Soldaten ins Gewissen:

Ich hab es Ihnen gesagt. Das ist zu viel für diese Pferde. Das erlebe ich immer wieder. Zu viel Arbeit bei kargen Rationen und den ganzen Winter über draußen. Ein Pferd wie dieses hier kann nicht alles ertragen. Herzversagen, armer Kerl. Wenn so was passiert, werd ich jedes Mal wütend. So sollten wir Pferde nicht behandeln – da behandeln wir unsere Maschinen besser.—

Zur großen Freude von Tier und Mensch treffen sich die Jugendfreunde Albert und sein Pferd Joey wieder, bleiben Tag und Nacht unzertrennlich,wenn die beiden mit dem Veterinärwagen zur Front und wieder zurück ins Lazarett fahren.

„Albert war immer bei mir und so hatte ich keine Angst mehr vor den Kanonen. Wie vor ihm schon Topthorn schien er zu spüren, dass er mich ständig daran erinnern musste, dass er da war und mich beschützte. Seine leise, sanfte Stimme, seine Lieder und sein melodiöses Pfeifen halfen mir ruhig‘ Blut bewahren, wenn die Granaten einschlugen.“

Dem Autor gelingt es, junge und ältere Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Ein Buch nicht allein den Pferdeliebhabern sehr empfohlen.

Alter: ab 12.

*

Verfilmt durch den Regisseur Steven Spielberg ist „Gefährten“ ein sehenswerter Film, doch das Buch ist viel besser. Es sind just die Handlungen, die man für den Film hinzugefügt oder geändert hat, die für mich störend und unglaubwürdig wirken. Wären die Filmemacher bloß näher am Buchinhalt geblieben und hätten nichts hinzufügen wollen!

G.K.

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